Diplomatische Spannungen nach Giftanschlag

Merkel: Nawalny sollte zum Schweigen gebracht werden

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"Wir erwarten, dass die russische Regierung sich zu diesem Vorgang erklärt", sagte Merkel.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich bestürzt über die Untersuchungsergebnisse im Fall des russischen Regierungskritikers Alexej Nawalny gezeigt. Es sei sicher, dass dieser "Opfer eines Verbrechens" geworden sei, sagt Merkel am Mittwoch in Berlin. "Er sollte zum Schweigen gebracht werden."

Bei ihm sei eindeutig ein chemischer Nervenkampfstoff nachgewiesen worden, sagte die deutsche Kanzlerin. "Wir erwarten, dass die russische Regierung sich zu diesem Vorgang erklärt", sagte Merkel. "Es stellen sich jetzt sehr schwerwiegende Fragen, die nur die russische Regierung beantworten kann und beantworten muss."

Union: Giftanschlag nur mithilfe der Regierung möglich

In Deutschland gehen angesichts der Untersuchungsergebnisse im Fall des russischen Regierungskritikers Alexej Nawalny die Wogen hoch. Nach Ansicht der Bundestagsfraktion der konservativen Union von Bundeskanzlerin Angela Merkel war der Giftanschlag auf den Oppositionspolitiker Alexej Nawalny nur mit Hilfe der russischen Regierung möglich.

Der Nervenkampfstoff der Nowitschok-Gruppe, mit dem Nawalny vergiftet wurde, sei schwer zu beschaffen und könne nur aus hoch spezialisierten Laboren entstammen, teilte der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Jürgen Hardt, am Mittwoch mit. "Für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion liegt daher auf der Hand, dass dieser Giftstoff nur mit Hilfe der russischen Regierung beschafft und hergestellt werden konnte." Daher sei es richtig, dass der russische Botschafter vorgeladen wurde. Deutschland müsse nun gemeinsam mit den anderen Staaten der Europäischen Union eine Position gegenüber Russland formulieren, die auch weitere Sanktionsschritte nicht ausschließe.

Charite: Gesundheitszustand von Nawalny weiter ernst

Der Gesundheitszustand des russischen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny ist nach Angaben der Berliner Charite weiterhin ernst. Zwar gingen die Symptome der nachgewiesenen Vergiftung zurück, Nawalny liege aber nach wie vor auf der Intensivstation und werde maschinell beatmet, teilte das deutsche Krankenhaus, in dem Nawalny seit dem 22. August behandelt wird, am Mittwoch mit.

Es sei mit einem längeren Krankheitsverlauf zu rechnen. Langzeitfolgen der schweren Vergiftung seien nicht auszuschließen. Die deutsche Regierung hatte zuvor mitgeteilt, dass Nawalny nach Erkenntnissen der Charite mit einem chemischen Nervenkampfstoff vergiftet wurde, der zur Nowitschok-Gruppe gehört und bereits im Fall des russischen Ex-Doppelspions Sergej Srkipal eingesetzt wurde.

Nawalny war am 20. August auf einem Inlandsflug in Russland zusammengebrochen. Zunächst wurde er im sibirischen Omsk behandelt, bevor er nach Deutschland geflogen wurde. Russische Ärzte hatten erklärt, dass sie keine Hinweise auf eine Vergiftung gefunden hätten. Die Charite teilte wenige Tage nach Nawalnys Eintreffen dagegen mit, dass sie Spuren von Gift in dessen Körper festgestellt habe.


 

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