Aus Libyen

Milliardär Schlaff bekommt Israeli frei

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Außenminister Lieberman holte den Freigelassenen in Wien ab.

Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman hat den von Libyen freigelassenen Israeli Rafael (Rafrum) Haddad in Wien abgeholt. Lieberman traf Haddad bereits am Sonntagabend am Flughafen Wien-Schwechat. Am Montag in der Früh flogen sie gemeinsam nach Tel Aviv. Haddad befand sich seit März in Libyen wegen Spionageverdachts in Haft, nachdem er dort das jüdische Erbe fotografisch dokumentieren wollte. Der österreichische Geschäftsmann Martin Schlaff "hat in der Angelegenheit geholfen", bestätigte der israelische Botschafter Aviv Aharon Shir-On.

Libyen machte Druck pro Gaza
Mehr wollte Shir-On dazu nicht sagen. In Israel wurde das Verschwinden des israelischen Bürgers in Libyen lange geheim gehalten, während man hinter den Kulissen über seine Freilassung verhandelte. Offenbar erlaubte Israel im Gegenzug für die Freilassung, dass libysche Hilfsgüter per Schiff in den blockierten Gazastreifen durften. Das Palästinenser-Gebiet wird von der radikal-islamischen Hamas beherrscht.

In Wien ohne Pass gelandet
Schlaff soll Haddad am Sonntagabend in seinem Privatflugzeug von Libyen nach Wien geflogen haben. Die Botschaft hat Ärzte zum Flughafen gebracht, um Haddad nach seiner Ankunft zu untersuchen. Haddad hatte keinen Pass, weil er seinen in Libyen zurückgelassen hatte. Das war aber "kein Problem"; Österreich habe dennoch seine Einreise akzeptiert.

Tunesischer Ausweis
Bei seiner Einreise in Libyen hatte der auf der tunesischen Insel Jerba geborene Haddad einen kurz zuvor ausgestellten tunesischen Pass vorgelegt. Das hatte Verdacht erregt.

"Verschollen"
Haddad ist Mitglied eines Vereins von Juden aus Libyen. In dem nordafrikanischen Land gibt es heute keinen einzigen Juden mehr, obgleich es 2.000 Jahre lang eine wohldokumentierte blühende jüdische Gemeinde gab. Vor fünf Monaten reiste der 34-Jährige nach Libyen, um dort das jüdische Erbe fotografisch zu dokumentieren. Er galt nach seiner Verhaftung als "verschollen". Amerikaner, Franzosen und Italiener versuchten erfolglos, sein Schicksal zu erkunden. Medien wurden im Dunkeln gehalten. Das Verschwinden Haddads schien einer vollständigen Zensur zu unterliegen.

Schlaff löste das Problem
Ministerpräsident Benjamin Netanyahu persönlich habe sich an den italienischen Premier Silvio Berlusconi gewandt habe mit der Bitte, für eine Freilassung Haddads in Libyen zu intervenieren. Nachdem aber auch Vermittlungsbemühungen des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy sowie jüdischer Gruppen aus den USA scheiterten, habe Lieberman vor etwa zwei Monaten beschlossen, seine persönlichen Kontakte zu dem mit ihm befreundeten Schlaff zu nutzen, um eine Freilassung von Haddad zu erreichen. Schlaff sei auch ein persönlicher Freund von Saif al-Gaddafi, einem Sohn des libyschen Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi.

"Motorschaden" bei Gaza-Hilfe
Zur gleichen Zeit, als Schlaff ins Spiel kam, versuchten mehrere Schiffe aus der Türkei und eines aus Libyen, die israelische Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen. Das könnte den angeblichen "Motorschaden" bei dem libyschen Schiff damals erklären. Dessen Fahrt sollte wohl verzögert werden, weil die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen waren. Schließlich dürfte als Gegenleistung für die Freilassung Haddads Israel dem libyschen Schiff genehmigt haben, seine Ladung 20 vorgefertigter Häuser im ägyptischen Hafen Al-Arish zu löschen und dann von dort aus nach Gaza zu transportieren.

Angeblich machte Lieberman gerade in der Republik Moldau (Moldawien), seiner früheren Heimat, Urlaub, als er von Schlaff gebeten wurde, nach Wien zu kommen, um den freigelassenen Haddad in Empfang zu nehmen. Lieberman wurde im israelischen Rundfunk zitiert, dass es die höchste Pflicht eines Juden sei, einen Gefangenen auszulösen und zu befreien.

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