Sorgen vor Olympia

Mindestens 16 Tote bei Anschlag in Wolgograd

Teilen

Polizei verdächtigt Islamisten: Bomben-Terror kurz vor Winterolympiade in Sotschi.

Sechs Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele in Sotschi haben Terroristen erneut einen Selbstmordanschlag im Süden Russlands verübt. Im Bahnhof der Millionenstadt Wolgograd starben bei der Explosion einer mit Nägeln und Schrauben gefüllten Bombe am Sonntag mindestens 16 Menschen. Nach offiziellen Angaben verübte eine Frau den Anschlag, bei dem mehr als 30 Menschen verletzt wurden.

Die Nachrichtenagentur RIA Nowosti hatte am Nachmittag einen örtlichen Regierungssprecher zitiert, der die Zahl der Toten mit 18 und die Zahl der Verletzten mit mehr als 40 angab. Ein Vertreter des Gesundheitsministeriums hatte im Fernsehen von mehr als 50 Verletzten gesprochen. Der tschetschenische Islamistenführer Doku Umarow hatte zu Attentaten aufgerufen, um die Olympischen Spiele zu stören. Wolgograd liegt etwa 700 Kilometer von Sotschi entfernt.

"Blutige Besatzungspolitik"
Russlands Präsident Wladimir Putin verurteilte die Tat scharf. Er forderte die Ermittler auf, die Hintermänner der Tat so schnell wie möglich zu enttarnen und zu verhaften, wie ein Kremlsprecher am Abend mitteilte. Die Islamisten im Kaukasus werfen Putin eine "blutige Besatzungspolitik" im Konfliktgebiet vor. Der Kreml verspricht aber sichere Spiele in Sotschi. Die Veranstaltung gilt als Putins Prestigeprojekt.

Bomben-Anschlag kurz vor Olympia: Alle Bilder

Am Freitagabend hatte die Explosion einer Autobombe vor einer Polizeistation im Kurort Pjatigorsk im Nordkaukasus drei Menschen getötet. Ende Oktober hatte ebenfalls in Wolgograd eine Selbstmordattentäterin in einem Linienbus mit einer Bombe sechs Passagiere und sich selbst getötet. Wie diese Frau könnte auch die Attentäterin vom Sonntag aus der Teilrepublik Dagestan im Nordkaukasus stammen, sagte ein Ermittler. Auf der Nachrichtenseite lifenews.ru war ein Foto zu sehen, das den im Schutt liegenden Schädel der Attentäterin zeigen sollte. Der Internetseite zufolge handelt es sich bei der Frau um Oksana Aslanowa - die Witwe zweier Islamisten, welche im Nordkaukasus bei Gefechten mit russischen Sicherheitskräften getötet worden waren.

Bombe in Bahnhof gezündet
Bei dem jüngsten Anschlag in Wolgograd sei der Sprengsatz am frühen Nachmittag am Eingang des Bahnhofs detoniert, sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, der Agentur Interfax. Dort warteten wegen der Neujahrsferien besonders viele Menschen an einer Sicherheitsschleuse auf die Kontrolle ihres Gepäcks. Auf den Bildern einer Überwachungskamera war ein großer Feuerball und eine Explosion zu sehen, die das dreistöckige Gebäude erschütterte.

Es handle es sich um einen Terroranschlag einer Selbstmordattentäterin, sagte Markin. Die Agentur Interfax meldete dagegen unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Ermittler, es könne sich auch um einen männlichen Terroristen gehandelt haben. Die Explosion der Bombe mit einer Sprengkraft von zehn Kilogramm TNT tötete auch ein Mitglied der Sicherheitskräfte. Zahlreiche Krankenwagen rasten zum Bahnhof der Millionenstadt. Mindestens 37 Menschen wurden in Kliniken gebracht, darunter ein neunjähriges Kind.

Augenzeugen: "Große Panik"
"Ich sah einen Blitz im Inneren des Gebäudes, dann riss eine gewaltige Explosion die Fenster aus den Angeln", sagte Taxifahrer Oleg Grams dem Staatsfernsehen. Er hatte vor dem Bahnhof gewartet. "Die Detonation war extrem", schilderte auch Augenzeugin Swetlana Demtschenko. Sie sprach von "großer Panik" kurz nach dem Attentat. Wolgograds Bürgermeisterin Irina Gussewa nannte die Lage in der Stadt "schwierig" nach dem zweiten Anschlag in zwei Monaten. "Wir werden aber weder Panik noch Verzweiflung in der Stadt erlauben", sagte sie. Die Gebietsverwaltung von Wolgograd verhängte eine dreitägige Trauer.

NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen verurteilte den Anschlag. "Für solch barbarische Attacken kann es keine Rechtfertigung geben", hieß es in der Erklärung. Russland und die NATO-Staaten würden weiter "gemeinsam an Technologien arbeiten, um Anschläge auf öffentliche Verkehrssysteme zu verhindern". Auch der derzeitige OSZE-Vorsitzende, der ukrainische Außenminister Leonid Koschara verurteilte den Anschlag. "Solch verabscheuungswürdige Terrorakte sind nicht zu entschuldigen und dürfen keinen Platz in der zivilisierten Welt haben", so Koschara.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.

Bomben-Anschlag kurz vor Olympia: Alle Bilder