Vom Krankheitsbild her nicht gerechtfertigt.
Der Amoklauf von München ist nach Einschätzung eines Experten nicht durch eine mögliche Depressionserkrankung des 18 Jahre alten Täters ausgelöst worden. "Mit großer Sicherheit kommt eine Depression des Täters als Ursache für den Amoklauf in München nicht in Frage", erklärte Professor Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, in einer Mitteilung vom Samstagabend.
"Wir sehen es mit großer Sorge, wenn Depressionen mit Gewalttaten in Verbindung gebracht werden", sagte der Experte am Sonntag. Das sei vom Krankheitsbild her nicht gerechtfertigt.
Etwa vier Millionen leiden in Deutschland an Depressionen
Nach seinen Angaben leiden in Deutschland etwa vier Millionen Menschen an "behandlungsbedürftigen Depressionen". Es gebe keine Hinweise, dass diese Menschen häufiger Gewalttaten als andere begehen würden. "Eher sogar im Gegenteil: Depressiv erkrankte Menschen sind im gesunden Zustand meist besonders verantwortungsvolle, fürsorgliche Menschen", sagte Hegerl weiter.
In der depressiven Krankheitsphase neigten sie zu übertriebenen Schuldgefühlen, dies sei ein zentrales Diagnosemerkmal. "Sie geben immer sich selbst die Schuld, nicht anderen und würden deshalb nie auf den Gedanken kommen, fremde Menschen in einem Amoklauf zu töten." In der Wohnung fanden die Ermittler ärztliche Behandlungsunterlagen, die auf eine Angststörung und Depressionen hindeuteten, sowie Medikamente.