ÖSTERREICH in Washington: Kapitol abgeriegelt, 1.100 Soldaten im Einsatz.
Washington, D. C. Schock und Trauer in den USA nach dem Sturm des Kapitols durch gewalttätige Anhänger von Donald Trump: Der Mob drang am Mittwoch während des finalen Votums zur Bestätigung des Wahlsieges des Demokraten Joe Biden in das Kongress-Gebäude ein, stürmte den Plenarsaal, verwüstete Büros, zertrümmerte Mobiliar. Vier Tote lautet die blutige Bilanz der Gewaltorgie. Abgeordnete erzählen von Todesangst: Schüsse hallten durch die Korridore, Abgeordnete flohen mit Gasmasken, Polizisten zielten auf Randalierer.
Trump-Anhänger feierten. Durch ein Großaufgebot von Sicherheitskräften und eine Ausgangssperre konnte eine angespannte Ruhe wiederhergestellt werden. Washington glich in der Nacht auf Donnerstag einer Geisterstadt. Trump-Anhänger jedoch schienen die Erstürmung und Verwüstung des Zentrums der US-Demokratie in den Hotels ausgiebig zu feiern. Das Kapitol ist jetzt durch einen Kordon an Einsatzkräften abgeriegelt, ein 2 Meter hoher Zaun wurde errichtet. In D. C. wurden alle 1.100 Soldaten der Nationalgerade mobilisiert.
Ruf nach Absetzung. Den Biden-Sieg konnten die Trump-Krieger nicht verhindern: „Gewalt wird niemals gewinnen“, sagte Vize Mike Pence, als die Sitzung nach dem blutigen Chaos wenige Stunden später weiterging. Knapp vor 4 Uhr Ortszeit wurde Biden als nächster Präsident bestätigt. Trump gilt als Anstifter der Gewaltorgie: Er hetzte die Massen mit seinen Wahlschwindel-Lügen auf.
Jetzt wird Trumps Absetzung verlangt: Laut dem 25. Verfassungszusatz kann ein Präsident vom Kabinett für amtsunfähig erklärt werden. Doch laut Experten würde das länger dauern als bis zur Vereidigung Bidens am 20. Jänner.
Pence übernimmt Macht. Vize Pence scheint das Kommando übernommen zu haben: Er, nicht der Präsident, mobilisierte die Nationalgarde. Unter Druck hat Trump nun eine „geordnete Machtübergabe“ (siehe rechts) versprochen.
Untersucht wird auch, wie die Randalierer so leicht eindringen konnten – und warum das Gebäude kaum geschützt war. Die Forderung nach dem Rücktritt des Kapitol-Sicherheitschefs wird laut. Bei der Verteidigung von Biden am 20. Jänner sollen die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt werden.
Herbert Bauernebel aus Washington