Die Ex-Freundin des Amokläufers auf der Krim, der 20 Menschen tötete, erklärt das mögliche Tatmotiv des Killers.
Nach dem Massaker an einer Schule auf der Krim-Halbinsel mit 20 Todesopfern hat die Ex-Freundin des Schützen "Erniedrigungen" durch seine Mitschüler als mögliches Tatmotiv genannt. Der 18-Jährige habe sich für erlittenes Unrecht rächen wollen, sagte sie am Donnerstag in einem Fernsehinterview.
Russlands Staatschef Wladimir Putin bezeichnete die Tat unterdessen als Folge der "Globalisierung". An US-Schulen verübte Gewalttaten würden nachgeahmt.
Ex-Freundin mit Schock-Details über den Killer
Die Ex-Freundin des Schützen Wladislaw Rosljakow, die anonym bleiben wollte, schilderte dem russischen Fernsehsender RT, der 18-Jährige habe das Vertrauen in seine Klasse verloren, nachdem diese angefangen habe, "ihn zu erniedrigen, weil er nicht wie die anderen war". Er habe oft Streit mit seinem Umfeld gehabt und nicht mehr leben wollen. Während sie mit ihm zusammen gewesen sei, sei er aber hilfsbereit, "nett und sensibel" gewesen.
Zuvor hatte eine Zeitung einen Mitschüler mit den Worten zitiert, Rosljakow habe die Schule "wegen bösartiger Lehrer gehasst". Ebenso wie die Ex-Freundin schilderte auch eine Nachbarin auf RT, dass Rosljakow von klein auf von Waffen fasziniert gewesen sei.
Die Zeitung "Kommersant" schrieb, er sei in einer "ziemlich armen Familie" aufgewachsen. Der behinderte Vater habe von der Familie getrennt gelebt. Die Mutter sei bei den Zeugen Jehovas gewesen, eine in Russland als "extremistisch" eingestufte und verbotene religiöse Glaubensgemeinschaft.
Nach Art eines erfahrenen Kämpfers angegriffen
Zum Tathergang berichtete "Kommersant", der 18-Jährige habe am Mittwoch an der Polytechnischen Schule in der Hafenstadt Kertsch nach Art und Weise eines "erfahrenen Kämpfers der Spezialkräfte" zunächst eine "selbstgebaute Granate geworfen, bevor er eingetreten ist und mit dem Gewehr auf die Menschen geschossen hat". Nach jüngsten Angaben des russischen Gesundheitsministeriums wurden 20 Menschen von dem Amokläufer getötet, die Mehrheit von ihnen Schüler.
Das jüngste Todesopfer ist nach Behördenangaben 15 Jahre alt, insgesamt neun waren minderjährig. Eine Schülerin sagte der Zeitung "Komsomolskaja Prawda", ihre 16-jährige Freundin Darja Schegerest sei getötet worden, als sie anderen helfen wollte. Unter den Opfern waren auch ein 57-jährige Mathematiklehrerin und ihre 26-jährige Tochter, die ebenfalls an der Schule unterrichtete. Mehr als 40 weitere Menschen wurden verletzt, viele erlitten schwere Schuss-oder Explosionswunden.
Gesundheitsministerin Veronika Skwortsowa sprach in einem makaberen Vergleich davon, dass die Explosion "Hackfleisch" aus den Opfern gemacht habe. Ärzte hätten Amputationen vornehmen müssen. Der vom Täter gezündete Sprengsatz enthielt Metallkugeln und andere Geschosse, die sich in die Körper der Opfer bohrten.
Der 18-jährige Täter nahm sich anschließend in einer Schulbibliothek das Leben. Er habe einen Waffenschein und die erforderlichen psychologischen Tests bestanden, berichtete die Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf Sicherheitskräfte.
Putin nannte die Tat "ein Ergebnis der Globalisierung", die durch das Internet und soziale Online-Medien verstärkt werde. "Alles begann mit den tragischen Ereignissen in US-Schulen", sagte der Präsident während eines Forums in Sotschi.
Die Ermittler untersuchten unter anderem, ob der Schütze Komplizen habe oder "unter dem Einfluss" von anderen gehandelt habe. Krim-Regierungschef Sergej Aksjonow äußerte Zweifel an der Einzeltäter-These. "Die Vorbereitung eines solchen Ereignisses kann meiner Meinung und der meiner Kollegen nach nicht im Alleingang realisiert werden", sagte er. Die russische Staatsanwaltschaft stufte die Tat als Mord ein, nachdem zunächst von einem "Terroranschlag" die Rede gewesen war.
Rufe nach schärferen Waffengesetzen
Unterdessen wurden Rufe nach schärferen Waffengesetzen laut - diese sind in Russland bereits vergleichsweise streng. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow mahnte jedoch zu Besonnenheit und warnte vor "impulsiven Entscheidungen". Der Vorfall verlange eine "tiefgehende Analyse".
Auf der Krim bewachten am Tag nach dem Amoklauf Nationalgardisten sämtliche Schulen. Nach der Tat in Kertsch galt eine dreitägige Trauerzeit.