Antonio Guterres

Neuer UNO-Chef führte Sanktionen gegen Schwarz-Blau ein

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Kein Unbekannter in Österreich: Portugiese führte Sanktionen gegen Österreichs Regierung ein.

 Dass der junge Student, der damals in Armenvierteln Lissabons Sozialarbeit verrichtete, es einmal zum Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen bringen und als solcher mit Hollywoodstars wie Angelina Jolie zusammenarbeiten würde, hätte Ende der 1960er-Jahre in der portugiesischen Hauptstadt wohl niemand vorausgesagt. Jetzt soll Antonio Guterres sogar UN-Generalsekretär werden.

Der 67 Jahre alte frühere Ministerpräsident Portugals (1995-2002) ist seit jeher ein Humanist, aber auch ein Realist und ein "Macher". Als er vor der Präsidentenwahl Anfang des Jahres in Portugal die Nominierung der Sozialistischen Partei (PS) ausschlug, sagte er in einem Interview des Fernsehsenders "RTP": "Ein Staatsoberhaupt ist so etwas wie ein Schiedsrichter. Ich möchte aber Ball spielen, ich möchte auf dem Feld sein, Action haben, ständig eingreifen." Schon als Student habe er "eine Gesellschaft voller Ungerechtigkeiten verändern" wollen.

Sanktionen gegen Schwarz-Blau in Österreich eingeführt

Bei uns ist Guterres kein Unbekannter: Er war es, in dessen Zeit als EU-Ratsvorsitzender der Beginn der Sanktionen gegen Österreich wegen der Schwarz-Blauen Regierung fielen. Die freiheitliche Regierungsbeteiligung war der EU damals ein Dorn im Auge. Guterres war es auch, der die Sanktionen beendete und später als Freund von Wolfgang Schüssel auftrat. Die Sanktionen seien "ein großer Erfolg" gewesen, so Guterres.

An der Spitze der Vereinten Nationen will der gelernte Ingenieur nun seine "ganze Erfahrung einsetzen", wie Guterres schon vor einigen Monaten erklärte. "Ich habe in Portugal eine Revolution (die Nelkenrevolution von 1974) erlebt, ich war dann bei der Demokratisierung unseres Landes an vorderster Front, war Partei- und Regierungsmitglied und dann Regierungschef. Und dann hatte ich diese unglaubliche Chance, zehn Jahre lang (2005-2015) bei der Unterstützung der Flüchtlinge zu helfen."

UNO-Flüchtlingskommissar

Als Flüchtlingskommissar musste Guterres mit einer der schlimmsten Migrationskrisen fertig werden. Dabei stellte er häufig die Unfähigkeit der Europäischen Union unumwunden an den Pranger. Auf der Homepage des UN-Flüchtlingskommissariats ist im Porträt des Mannes aus dem Lissabonner Vorort Santos-o-Velho zu lesen, er habe eine "tiefgreifende Strukturreform" vollzogen, das Personal um 20 Prozent reduziert und mit geringeren Ausgaben wirksamer gearbeitet.

Die Welt kann in der Tat hoffen, dass mit Guterres ein fähiger Mann nun das Steuer bei den UN übernimmt. Das sagt schon ein schneller Blick auf den Lebenslauf des zweifachen Familienvaters, der fließend Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch spricht: Er war zum Beispiel der einzige portugiesische Ministerpräsident, der mit einer Minderheitsregierung eine volle Legislaturperiode überstand.

Guterres will "machen", er bleibt dabei aber mit beiden Füßen fest auf dem Boden, verspricht keine Utopien. Schon 2002 sagte er: "Wenn man nicht an Megalomanie (Größenwahn) leidet, weiß man, dass man nicht versuchen kann, die Menschheit sozusagen zu retten. Ich will die Menschheit nicht retten, ich will aber all das machen, was in meiner Macht steht, um Verbesserungen zu erreichen."
 

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