Die nordkoreanische Vertretung bei der UNO hat Gesprächen mit den USA über eine atomare Abrüstung eine Absage erteilt und zugleich zu einem verbalen Rundumschlag gegen mehrere EU-Staaten ausgeholt.
New York/Washington. In einer Stellungnahme der Nordkoreaner, die am Samstag in New York veröffentlicht wurde, hieß es, "langwierige Gespräche" mit den USA seien derzeit nicht nötig und eine Denuklearisierung sei vom Tisch.
Die Amerikaner nutzten die Gespräche mit Nordkorea nur für innenpolitische Zwecke. Mit Denuklearisierung ist in den Verhandlungen zwischen Washington und Pjöngjang die atomare Abrüstung Nordkoreas gemeint.
Zugleich teilte die nordkoreanische Vertretung heftig in Richtung Europa aus. Sechs EU-Staaten hätten Nordkorea vor wenigen Tagen einem gemeinsamen Statement auf bösartige Weise verurteilt, hieß es in der Stellungnahme. Dass sie vollkommen legitime Schritte Nordkoreas derart kritisierten, sei eine "ernsthafte Provokation", "dumm" und Ausdruck ihrer "Paranoia". Diese EU-Staaten spielten den "Schoßhund" für die USA. Ihre Anbiederung an die USA sei "jämmerlich".
Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Belgien, Polen und Estland hatten am Mittwoch nach einer Sitzung des UNO-Sicherheitsrates in New York zusammen ihre Besorgnis über "provokante Handlungen" Nordkoreas erneut bekräftigt. Zuvor hatte das mächtigste UNO-Gremium hinter verschlossenen Türen über die jüngsten Raketentests Pjöngjangs beraten.
Auch der Ton zwischen Washington und Pjöngjang hatte sich zuletzt wieder verschärft. Die Verhandlungen der USA mit Nordkorea sind seit dem gescheiterten Gipfel von US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un im Februar in Vietnam nicht mehr vorangekommen. Pjöngjang hatte einseitig eine Frist bis zum Jahresende gesetzt. Bis dahin solle Washington neue Vorschläge vorlegen. Es gibt in Südkorea die Befürchtung, Nordkorea könnte sein Moratorium für Atomversuche und Tests von Langstreckenraketen aufheben.
Angesichts fehlender Fortschritte bei den Gesprächen über das Atomwaffenprogramm Nordkoreas hatte sich Trump am Freitag auch telefonisch mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in beraten, wie das Weiße Haus am Samstag mitteilte.