Der Refugio State Beach in Kalifornien galt als unberührtes Stück Natur
Noch vor wenigen Tagen war Refugio State Beach in Südkalifornien eine Strandidylle unter Palmen. Das hat sich am Dienstag nach dem Bruch einer unterirdischen Pipeline nahe der Küste schlagartig geändert. Offiziellen Schätzungen zufolge könnten bis zu 400.000 Liter Rohöl aus der defekten Leitung ausgetreten sein.
Die US-Küstenwache vermutet, dass rund ein Fünftel davon in den Pazifik geraten ist. Auch der Santa-Barbara-Kanal ist betroffen - ein Vogelschutzgebiet in dieser biologisch vielfältigen Region.
Einige der Steine, die die Gezeitenhöhe markieren, sind von Öl schwarz verschmiert. Am Strand stehen nicht wie sonst Zelte und Sonnenschirme, sondern zwei Meter hohe blaue Sondermüllcontainer. Helfer in weißen Schutzanzügen und Gummistiefeln füllen sie mit einem Gemisch aus Öl und Sand sowie verschmutzten Steinen, die später abtransportiert werden sollen. Vor der Küste erstreckt sich auf einer Länge von 15 Kilometern ein großer Ölteppich. Weiter vom Ufer entfernt treiben kleinere Ölfladen auf der Wasseroberfläche.
"Ich glaube nicht, dass es möglich sein wird, das alles zu entfernen", sagt David Valentine von der nahen Universität Santa Barbara. Einiges davon werde wegdriften, einiges werde auf den Meeresgrund sinken, aber: "Es gibt noch jede Menge aufzuräumen", vermutet der Experte für Ölkatastrophen.
Die Behörden haben den Refugio State Beach und den benachbarten El Capitan State Beach zunächst für mindestens eine Woche geschlossen. Die Küstenwache und die Umweltschutzbehörde, die gemeinsam fürs Aufräumen zuständig sind, geben gleichzeitig zu, dass die Arbeiten Monate dauern könnte. Sie wollen bleiben, bis der Strand wieder sauber ist.
Obwohl lediglich eine vergleichsweise kleine Menge Öl auslief, könnte die Ölpest unverhältnismäßig starke Auswirkungen haben, da Rohöl an Land austrat, warnt Valentine. Dies treffe die Fauna besonders hart. Tierschützer haben bereits fünf ölverschmierte Pelikane gerettet. Viele einfachere Meereslebewesen wie Schnecken, Seesterne, Schwämme und Quallen sind tot angeschwemmt worden. Mit jedem Tag steige die Gefahr, dass weitere Vögel und andere Tiere in Mitleidenschaft gezogen würden.
Die Bewohner sind empört und besorgt. Der Strand sei wie ein Garten hinterm Haus, sagt Rechtsanwältin Maggie Hall vom Environmental Defense Fund, einer Gruppe von Umweltschützern, die sich nach der letzten Ölkatastrophe 1969 gründete. Letztlich müsse man sich schon auf das nächste Desaster gefasst machen: "Die Gefahr einer Ölpest ist bei Ölbohrungen vor der Küste unvermeidlich. Wir scheinen dies noch nicht wirklich wahrgenommen zu haben." Die Umrisse von Ölförderanlagen sind in einiger Entfernung am Horizont zu sehen. Für viele galten sie bisher als bloßer Teil der Landschaft.