Gegenangriff

Palästinensische Behörden melden fast 200 Tote im Gazastreifen

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Nach massiven Angriffen aus dem palästinensischen Gazastreifen auf Israel hatte die israelische Armee am Samstag erklärt, sich im ''Kriegsmodus'' zu befinden.

Tel Aviv/Gaza. Im Gazastreifen sind nach dem dem Beschuss durch die israelischen Armee als Folge der Großangriffe militanter Palästinenser auf Israel 198 Menschen getötet und mehr als 1.600 verletzt worden. Das teilte das Gesundheitsministerium im Gazastreifen am Samstag mit.

Nach massiven Angriffen aus dem palästinensischen Gazastreifen auf Israel hatte die israelische Armee am Samstag erklärt, sich im "Kriegsmodus" zu befinden. Das Militär reagierte damit auf Überraschungsangriffe militanter Palästinenser mit Hunderten von Raketen sowie das Eindringen bewaffneter Kämpfer aus dem Gazastreifen nach Israel. Mindestens 40 Israelis sollen dabei getötet worden sein.

Israelis vor allem durch Schüsse getötet worden

Die Israelis sind Einsatzkräften zufolge vor allem durch Schüsse getötet worden, berichtete der Rettungsdienst Magen David Adom. Unter den Todesopfern sei auch ein Sanitäter. Der Rettungsdienst habe zudem Hunderte Verletzte behandelt. Zuvor hatten israelische Medien die Zahlen unter Berufung auf Magen David Adom veröffentlicht. Demnach gab es auch mindestens 70 Schwerverletzte.

Der bewaffnete Arm der Hamas veröffentlichte ein Video von Kämpfern mit drei Gefangenen in Zivilkleidung. Laut dem Videokommentar handelt es sich um Mitglieder der Al-Qassam-Brigaden, die "mehrere feindliche Soldaten" im Kampf gefangen genommen hätten. Hebräische Schrift im Hintergrund deutet darauf hin, dass die Aufnahmen auf der israelischen Seite des Eretz-Grenzübergangs zum Gazastreifen aufgenommen wurden. Laut einem Bericht des TV-Senders Reshet werden 13 israelische Geiseln in der südisraelischen Stadt Ofakim von palästinensischen Kämpfern festgehalten.

Hamas: "Wir sind im Krieg und wir werden gewinnen"

Die Hamas hatte nach den massiven Raketenangriffen den Beginn einer Militäroperation gegen Israel erklärt. "Wir sind im Krieg und wir werden gewinnen", erklärte daraufhin Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu in einer Videobotschaft. "Unser Feind wird einen Preis bezahlen, wie er ihn noch niemals kennengelernt hat."

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Galant sagte: "Die Hamas hat heute Morgen einen schweren Fehler begangen und einen Krieg gegen den Staat Israel begonnen." Israelische Soldaten kämpften "an allen Stellen, an denen eingedrungen wurde". Er rief die Bürger dazu auf, den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten und ordnete eine "umfassende Mobilisierung von Reservisten" an.

Israel konterte mit Gegenangriffen

Man habe beschlossen, israelischen "Verbrechen" ein Ende zu setzen, sagte der Hamas-Militärchef Mohammed Deif. Israel konterte mit Gegenangriffen. Dutzende Kampfjets hätten Ziele im Gazastreifen angegriffen, teilte die Armee mit. Es seien 17 Militäranlagen und vier Kommandozentren der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas angegriffen worden. Die Palästinenser-Miliz Islamischer Jihad ist nach eigenen Angaben mit Kämpfern an dem Hamas-Angriff auf Ziele in Israel beteiligt.

In verschiedenen Städten Israels hatten die Warnsirenen geheult, wie die Armee mitteilte. Auch in Tel Aviv war Raketenalarm zu hören gewesen. Das Militär rief die Einwohner der südlichen und zentralen Landesteile auf, in geschützten Bereichen zu bleiben. Israel feiert gerade das jüdische Fest Simchat Tora (Freude der Tora).

60 Jahre alte Frau bei direktem Treffer tödlich verletzt

Magen David Adom teilte mit, eine etwa 60 Jahre alte Frau sei bei einem direkten Treffer nahe Gedera tödlich verletzt worden. Zwei Menschen hätten bei den Angriffen aus Gaza schwere Verletzungen erlitten. Laut Rettungsdienst wurden weitere Menschen im Süden und in der Küstenebene in Krankenhäuser gebracht.

Auch in der Küstenmetropole Tel Aviv wurde nach Armeeangaben ein Haus getroffen. Es war zunächst unklar, ob es dabei Verletzte gab. Der Rettungsdienst rief wegen eines Mangels an Blutkonserven zu dringenden Blutspenden im Ichilov-Krankenhaus in Tel Aviv auf. Sanitäter berichteten außerdem von Verletzten bei den Raketenangriffen im Bereich der Ortschaften Ashkelon, Gedera und Javne.

Feuer auf Passanten eröffnet

Israelische Medien berichteten, dass Bewaffnete in der südisraelischen Stadt Sderot das Feuer auf Passanten eröffnet hätten. In mehreren Städten im Süden Israels gebe es Feuergefechte zwischen palästinensischen Angreifern und israelischen Sicherheitskräften. Dabei wurde der Präsident des Regionalrats der israelischen Grenzorte nordöstlich des Gazastreifens getötet. Ofir Liebstein sei "bei einem Schusswechsel mit Terroristen" getötet worden, teilte der Regionalrat von Shaar Negev mit.

Der massive Angriff aus dem Gazastreifen kam unerwartet. Die Lage besonders im besetzten Westjordanland hatte sich allerdings zuletzt wieder zugespitzt. Seit Donnerstag waren dort vier Palästinenser bei eigenen Anschlägen oder Konfrontationen mit der Armee getötet worden.

Die Sicherheitslage in Israel und dem Westjordanland ist seit langem angespannt. Seit Jahresbeginn wurden 27 Israelis, eine Ukrainerin und ein Italiener bei Anschlägen getötet. Im selben Zeitraum kamen mehr als 200 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder nach eigenen Anschlägen ums Leben.

Israel hatte 1967 das Westjordanland erobert

Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Die Palästinenser beanspruchen diese Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.

An der Gaza-Grenze war es im vergangenen Monat mehrfach zu gewaltsamen Protesten gekommen. Dabei wurden auch Sprengsätze auf Soldaten geworfen, mehrere Palästinenser wurden durch Schüsse verletzt. Die israelische Luftwaffe griff angesichts der Vorfälle mehrmals Posten der im Gazastreifen herrschenden militanten Palästinenser-Organisation Hamas an.

Im Gazastreifen leben mehr als zwei Millionen Menschen nach UNO-Angaben unter sehr schlechten Bedingungen. Die von EU, USA und Israel als Terrororganisation eingestufte Hamas hatte 2007 gewaltsam die alleinige Macht an sich gerissen. Israel verschärfte daraufhin eine Blockade des Küstengebiets, die von Ägypten mitgetragen wird.

Die bewaffneten Palästinenser drangen nach israelischen Armeeangaben am Samstag über Land, See und Luft nach Israel ein. Der israelische Armeesprecher Richard Hecht sagte Journalisten, es gebe momentan Kämpfe mit israelischen Soldaten an verschiedenen Orten im Umkreis des Gazastreifens. Darunter seien zwei Militärbasen, der Eretz-Übergang zum Gazastreifen sowie mehrere Ortschaften. Es gebe Opfer auf israelischer Seite, man könne aber noch keine Zahlen nennen. Es seien mehr als 2.200 Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert worden. Hecht sagte, Israel habe als Reaktion auf die massiven Angriffe aus dem Palästinensergebiet die Operation "Eiserne Schwerter" gestartet. Die Armee sei dabei, Tausende von Reservisten zu mobilisieren.

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