Neuland für das vatikanische Protokoll

Papst Benedikt XVI. ist tot: Was passiert jetzt im Vatikan?

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Im Fall des Todes des emeritierten Papstes Benedikt XVI. betritt das vatikanische Protokoll Neuland.

Vatikanstadt. Der Tod eines Oberhaupts der katholischen Kirche zieht genau festgelegte zeremonielle Abläufe nach sich. Im Fall des Todes des emeritierten Papstes Benedikt XVI. betritt das vatikanische Protokoll allerdings Neuland. Ein Überblick:

Trauerzeit

Ein verstorbener Papst wird mit einer neuntägigen Trauerzeit gewürdigt, die den lateinischen Namen "Novemdiales" trägt. Im Normalfall müssen die Kardinäle nach dem Tod eines Papstes auch dessen Nachfolger wählen. Dies ist jedoch nicht nötig, da der Nachfolger von Benedikt XVI., Papst Franziskus, bereits seit 2013 amtiert.

Trauerfeier und Beisetzung

Benedikt XVI. ist der erste Papst seit mehr als sechs Jahrhunderten, der von seinem Amt zurückgetreten ist. Der Vatikan hat es abgelehnt mitzuteilen, wie im Fall seines Ablebens verfahren wird. Nach den im Vatikan geltenden Regeln muss ein Papst vier bis sechs Tage nach seinem Tod beigesetzt werden.

Der Benedikt-Biograf Peter Seewald hatte 2020 erklärt, der emeritierte Papst wünsche sich eine Bestattung im ehemaligen Grab seines Vorgängers Johannes Paul II. im Petersdom. Nach der Seligsprechung von Johannes Paul 2011 wurde dessen Leichnam in eine Kapelle im Seitenschiff des Petersdoms umgebettet.

Der genaue Zeitplan für die Trauerzeremonie wird in der Regel von den Kardinälen festgelegt. Sie reisen aus aller Welt an, um am Trauergottesdienst und an der Beerdigung des Papstes teilzunehmen.

2005 wurde der Leichnam von Johannes Paul II. auf dem Petersplatz aufgebahrt. Zahlreiche Staatschefs und gekrönte Häupter erwiesen dem langjährigen Kirchenoberhaupt die letzte Ehre. Die Trauerzeremonie leitete damals Joseph Ratzinger als Chef der Glaubenskongregation der katholischen Kirche. Kurz danach kürten die Kanäle ihn zum neuen Papst Benedikt XVI.

Der Vatikan-Experte Monsignor Claudio Magnoli sagt, da Ratzinger Papst gewesen sei, würden für ihn auch die Riten gelten, "die bei der Beerdigung eines Papstes zur Anwendung kommen". Der "wesentliche Unterschied" zu den Vorgängern von Benedikt XVI. bestehe darin, dass die Zeremonie statt von einem der Kardinäle von einem amtierenden Papst geleitet werden könne.

An der Trauerfeier für den charismatischen Johannes Paul II. hatten etwa eine Million Menschen auf dem Petersplatz teilgenommen. Da Benedikt XVI. nicht so lange amtierte und nicht so populär war wie sein Vorgänger und er nicht während seiner Amtszeit starb, dürfte die Teilnehmerzahl wohl etwas geringer ausfallen.

Zerstörung des Siegelrings

Für jeden Papst wird eigens ein Ring als Zeichen seiner Macht angefertigt. Diesen sogenannten Fischerring nutzt das Kirchenoberhaupt als Siegel für Dokumente. Der Siegelring Benedikts wurde nach seinem Rücktritt bereits mit einem "X" unbrauchbar gemacht. Einem verstorbenen Papst wird das Schmuckstück vom Finger genommen und dann zerbrochen.

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