"Knieverletzung war eine Demütigung"

Papst Franziskus: Dann trete ich zurück

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Zehn Jahre nach Beginn seines Pontifikats schließt Papst Franziskus nicht aus, dass er in Zukunft zurücktreten könnte.  

Zehn Jahre nach Beginn seines Pontifikats schließt Papst Franziskus nicht aus, dass er in Zukunft zurücktreten könnte. Dies könnte aus "Müdigkeit, die einen die Dinge nicht klar sehen lässt", erfolgen. Auch "Mangel an Klarheit, um Situationen einschätzen zu können", oder ein "physisches Problem" könnten ihn zum Rücktritt bewegen, sagte Franziskus im Interview mit dem Tessiner Fernsehen RSI, das am Sonntagabend gesendet wird.

"Ich bin alt. Ich habe weniger körperliche Ausdauer, die Knieverletzung war eine körperliche Demütigung, obwohl sie jetzt gut verheilt ist", sagte der Papst. Er habe sich "geschämt" im Rollstuhl zu den Audienzen erscheinen zu müssen. Der Papst sprach auch vom Tod. "Ich kann ihn mir nicht vorstellen. Ich weiß nicht, wie es sein wird. Ich bitte nur die Muttergottes, bei mir zu sein", sagte der 86-Jährige in dem Interview, von dem einige Auszüge am Donnerstag veröffentlicht wurden.

"Dritter Weltkrieg"

Von seinem früheren Leben in Argentinien vermisse er, frei auf der Straße gehen zu können. Aber er liebe Rom, eine "einzigartige Stadt". Auf eine Frage zur Zukunft Europas antwortete Franziskus: "Im Moment gibt es hier so viele junge Politiker, Regierungschefs oder Minister. Ich sage ihnen immer: Redet miteinander. Der da ist von der Linken, du bist von der Rechten, aber ihr seid beide jung, redet miteinander. Dies ist die Zeit des Dialogs zwischen jungen Menschen", sagte der Pontifex.

Franziskus beklagte erneut einen "Dritten Weltkrieg", den die Menschheit erlebe. "Er begann stückweise, und jetzt kann niemand mehr sagen, dass es nicht ein weltweiter Krieg ist. Die Großmächte sind alle darin verwickelt. Das Schlachtfeld ist die Ukraine. Jeder kämpft dort. Das erinnert mich an die Waffenindustrie. Ein Fachmann sagte mir: Wenn ein Jahr lang keine Waffen produziert würden, wäre das Problem des Welthungers gelöst. Es ist ein Markt. Man macht Krieg, verkauft die alten Waffen und probiert die neuen aus", sagte der Papst.

Vor dem Konflikt in der Ukraine hatte der Pontifex den russischen Präsidenten Wladimir Putin mehrmals getroffen. "Wenn ich ihn heute treffen würde, würde ich mit ihm so klar sprechen, wie ich es in der Öffentlichkeit tue. Er ist ein gebildeter Mann. Am zweiten Tag nach dem Beginn des Ukraine-Krieges ging ich zur russischen Botschaft am Heiligen Stuhl, um zu sagen, dass ich bereit sei, nach Moskau zu reisen, solange Putin mir ein Zeitfenster für Verhandlungen gibt. Der russische Außenminister Sergej Lawrow schrieb mir und bedankte sich, aber jetzt sei es nicht der richtige Zeitpunkt. Putin weiß, dass ich verfügbar bin. Aber es gibt dort Interessen, nicht nur des russischen Imperiums, sondern auch von Imperien anderswo", so der Papst.

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