Pläne für Migranten-Aufnahme

Papst zur Flüchtlingskrise: "Sklaverei!"

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Franziskus bei Zypern-Besuch: "Es ist meine Verantwortung, Augen zu öffnen."  

Papst Franziskus hat die Auswüchse der Migration und des Schleuser-Geschäfts mit harschen Worten gegeißelt. Bei einem Treffen mit Geflüchteten in der zyprischen Hauptstadt Nikosia sagte der Pontifex am Freitag: "Das ist die Geschichte einer universalen Sklaverei!" Das Oberhaupt der katholischen Kirche prangerte dabei die Gleichgültigkeit vieler an. "Wir sehen, was passiert", sagte er. "Noch schlimmer, wir gewöhnen uns daran."

"Orte des Eingesperrtseins"

Das Sich-Gewöhnen sei aber eine "sehr schwere Krankheit, gegen die es kein Antibiotikum gibt". Auch wohlhabendere Gegenden der Welt - etwa in Europa - machten sich schuldig, deutete der Papst an. Er erinnerte daran, dass Migranten oft abgewiesen oder in Lager gesteckt werden. Orte des Eingesperrtseins, "der Folter und der Sklaverei", nannte Franziskus diese. Er erinnerte daran, dass sich heute viele Menschen wundern, wie im 20. Jahrhundert Internierungslager der Nazis oder von Stalin möglich waren. "Brüder und Schwestern, das passiert heute!", unterstrich der Papst.

Franziskus entschuldigte sich laut Kathpress für seine deutlichen und spontanen Worte. "Aber es ist meine Verantwortung, Augen zu öffnen", so Franziskus. Er erinnerte an die vielen Flüchtlinge und Migranten, die auf dem Mittelmeer gestorben seien, und die vielen, die sich noch auf gefährlichen Wegen nach Europa befänden. "Dies muss jedem einen Stich versetzen", so der sichtlich bewegte 84-Jährige. Stattdessen würden Stacheldrahtzäune errichtet, um Menschen abzuwehren, die Freiheit suchten oder ein Stück Brot. "Es reicht mit dem Stacheldraht, es reicht mit den Lagern", forderte Franziskus.

"Verkauft, gefoltert und versklavt"

Er denke an viele Geflüchteten, die in solchen Lagern landeten, "wo die Frauen verkauft, die Männer gefoltert und versklavt werden". Und mit Verweis auf reichere Länder ergänzte er: "Das ist die Geschichte dieser entwickelten Gesellschaft, die wir den Westen nennen."

Nach dem Treffen teilte der Heilige Stuhl mit, dass etwa zwölf Migranten, von denen einige den Papst am Abend getroffen hatten, nach Italien fliegen können. Sie dürften zu den 50 Migranten gehören, von denen Zyperns Staatspräsident Nikos Anastasiades gesprochen hatte. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa meldete, dass die Menschen in den nächsten Wochen auf unterschiedlichen Flügen nach Italien kommen. Die Kosten für die Aufnahme übernehme der Vatikan.
 

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