Als Reaktion auf die Krawalle:

Pelosi fordert sofortige Absetzung Trumps

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Demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses ruft Pence zum Handeln auf auch republikanischer Gouverneur für Absetzung Trumps.

Washington. Als Reaktion auf die Krawalle in Washington hat nach dem obersten Demokraten im US-Senat auch die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, die sofortige Absetzung von Präsident Donald Trump gefordert. Pelosi sagte am Donnerstag, sie rufe den amtierenden US-Vizepräsidenten Mike Pence auf, eine Amtsenthebung auf Basis des Zusatzartikels 25 der US-Verfassung anzustrengen. Trump sei gefährlich und dürfe nicht länger im Amt bleiben. "Das ist dringend."

Neben einem regulären Amtsenthebungsverfahren, wie es auch während der Russlandermittlungen von Robert Mueller gegen Trump verfolgt wurde, gibt es einen schnelleren Weg, einen US-Präsidenten aus dem Amt zu entfernen: Zusatzartikel 25 der Verfassung erlaubt es, den Präsidenten für "unfähig, die Rechte und Pflichten des Amtes auszuüben" zu erklären. Eine solche Erklärung müssen der Vizepräsident und eine Mehrheit der wichtigsten Kabinettsmitglieder vornehmen und dies dann dem Kongress mitteilen. Legt der Präsident Widerspruch ein, müssen die beiden Kongress-Kammern Senat und Repräsentantenhaus mit einer Zweidrittelmehrheit der Amtsenthebung zustimmen. Es bräuchte große Teile der republikanischen Partei im Kongress, um diese Mehrheiten zu erreichen.

Enthebung nach Artikel 25 diskutiert

US-Medien hatten am Mittwochabend (Ortszeit) berichtet, dass einzelne Kabinettsmitglieder angesichts der Ausschreitungen von Trump-Unterstützern eine Enthebung nach Artikel 25 diskutiert hatten.

Auch der republikanische Gouverneur von Maryland, Larry Hogan, sprach sich für eine Absetzung des US-Präsidenten aus. "Ich denke, es steht außer Frage, dass Amerika besser dran wäre, wenn der Präsident zurücktreten oder aus dem Amt entfernt würde", sagte Hogan am Donnerstag. Er nannte den Gewaltexzess in der US-Hauptstadt einen schamlosen Angriff auf die Demokratie und ließ keinen Zweifel daran, dass er Präsident Trump als Verantwortlichen sieht. "Genug ist genug. Genug der Lügen. Genug des Hasses. Genug von der totalen Dysfunktion", so Hogan weiter.

Hogan gilt als vergleichsweise moderater Republikaner und stand Trump immer wieder kritisch gegenüber. Zuvor hatte Adam Kinzinger als erster republikanischer Abgeordneter gefordert, den Präsidenten mit Hilfe des 25. Verfassungszusatzes des Amtes zu entheben.

Trump habe "Verachtung" für die Demokratie deutlich gemacht

Der gewaltsame Sturm des Kapitols ist nach Ansicht des designierten US-Präsidenten Joe Biden eine Folge der anhaltenden Angriffe Donald Trumps auf die Demokratie. Der amtierende Präsident habe in seiner vierjährigen Amtszeit die "Verachtung" für die Demokratie in Amerika sehr deutlich gemacht, sagte Biden am Donnerstag in Wilmington im Bundesstaat Delaware.
 
"Von Anfang an hat er einen kompletten Angriff auf die Institutionen unserer Demokratie ausgeführt", sagte Biden mit Blick auf den Republikaner Trump. Die Vorfälle vom Mittwoch seien "der Höhepunkt dieses unablässigen Angriffs" gewesen, sagte er. Biden bezeichnete Trumps Anhänger, die unmittelbar nach einer Rede des Republikaners das Kapitol gestürmt hatten, als "inländische Terroristen". Den gewaltsamen Sturm des Kapitols nannte er "einen der dunkelsten Tage in der Geschichte" der Vereinigten Staaten. Der Mob habe versucht, die Stimmen von fast 160 Millionen Amerikanern, die trotz der Pandemie gewählt hätten, "zum Schweigen zu bringen", sagte Biden. Es sei ein "beispielloser Angriff auf unsere Demokratie" gewesen, sagte er.
 
Der Demokrat Biden wird am 20. Jänner als neuer Präsident vereidigt.
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