Vorwürfe gegen Crew

Plätze in Rettungs- Booten verkauft?

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Reiche Russen sollen bei der Evakuierung bevorzugt behandelt worden sein.

Nach der Tragödie des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" vor der italienischen Küste geht die italienische Staatsanwaltschaft einem ungeheuerlichen Verdacht nach: Reiche Passagiere, vornehmlich Russen, sollen Crew-Mitglieder bestochen und sich so Plätze in den Rettungsbooten erkauft haben.

Franca Anchini (52), die direkt am Hafen von Giglio wohnt, sagte zur BILD: "Als ich die ersten Rettungsboote sah, lief ich los, um Frauen und Kindern zu helfen. Aber in den Booten waren nur gesunde Männer und Frauen in eleganten Abendkleidern, die Russisch sprachen."

Schiffs-Havarie: Die Fotos aus dem All

Regungslos liegt der Luxus-Liner im Mittelmeer.

11 Menschen starben bislang, so die offizielle Zahl. Doch es gibt immer noch Vermisste.

Die Zahl der Toten könnte noch steigen.

Der Kapitän des Kreuzfahrtschiffs hielt bei einem riskanten Manöver zu kurzen Abstand zum Ufer.

Dieser Fels wurde dem Luxus-Liner zum Verhängnis.

Das Foto wurde kurz nach dem Zusammenstoß mit dem Felsen von der Küstenwache gemacht.

So liegt die Costa Concordia nun im Meer. Noch immer gibt es Vermisste.

Die Küstenwache machte diese spektakulären Aufnahmen der Rettung der tausenden Passagiere.

Die Küstenwache machte diese spektakulären Aufnahmen der Rettung der tausenden Passagiere.

Die Küstenwache machte diese spektakulären Aufnahmen der Rettung der tausenden Passagiere.

Der Kapitän der "Costa Concordia", Francesco Schettino, hatte vor dem Unfall keine Drogen eingenommen. Dies ergab der Drogentest, dem der 52-Jährige nach dem Unglück unterzogen wurde. "Wir hatten über das Ergebnis des Tests keine Zweifel", kommentierte Schettinos Rechtsanwalt Bruno Leporatti.

Laptop verschwunden
Die Staatsanwaltschaft sucht derzeit fieberhaft nach dem Laptop von Schettino. Nach Angaben italienischer Medien habe der Kapitän das Notebook am Vormittag nach dem Unglück einer blonden Frau übergeben. Es könnte sich um eine Rechtsanwältin der Kreuzfahrtgesellschaft "Costa Crociere", Betreiber der havarierten "Costa Concordia", handeln, berichteten italienische Medien. "Costa Crociere" bestreitet dies jedoch. Der Laptop könnte für die Ermittlungen wichtige Informationen enthalten, meinen die Staatsanwälte.

Blinde Passagiere
Inzwischen vermuten die Behörden, dass sich mehrere blinde Passagiere an Bord befunden haben könnten. Zivilschutz-Einsatzleiter Franco Gabrielli erklärte, dass die am Sonntag entdeckte Leiche einer Ungarin nicht in den offiziellen Listen eingetragen gewesen sei. Vier weitere Leichen seien bisher ebenfalls nicht identifiziert worden, anhand der Passagierlisten sei dies nicht möglich. Wegen dieser Ungenauigkeiten müsse noch von mindestens 24 Vermissten ausgegangen werden. Am Sonntag war im verunglückten Schiff von Tauchern eine 13. Leiche entdeckt worden.

Am Wrack des Luxusliners wurde am neunten Tag nach dem Unfall die Suche nach den Vermissten fortgesetzt, nachdem sich das Schiff in der Nacht wieder bewegt hatte. Die Rettungstrupps konzentrierten sich zunächst auf Deck vier. Dort werden im Bereich eines Restaurants weitere Opfer vermutet, wie ein Feuerwehr-Hauptmann sagte.

Geologe Nicola Casagli von der Universität Florenz sagte, das Schiff sei in der Nacht auf Sonntag teilweise einen Zentimeter pro Stunde abgerutscht. Am Tag wurde diese Bewegung fast komplett gestoppt. "Wir wissen nicht, warum sich das Schiff bewegt hat", sagte Casagli.

Vorwürfe an Reederei
Unterdessen hat der Kapitän der "Costa Concordia" die Reederei Costa Crociere für sein riskantes und misslungenes Manöver verantwortlich gemacht. Laut Tageszeitung "La Repubblica" sagte Francesco Schettino bei einer Anhörung vor Gericht diese Woche, die sogenannte Verbeugung vor Giglio vom 13. Jänner "wurde noch vor dem Start in Civitavecchia von Costa geplant und verlangt".

Mit Routen, die nahe an der Küste entlang führen, "machen wir Werbung für uns", zitierte der "Corriere della Sera" den unter Hausarrest stehenden Kapitän der "Costa Concordia". Manöver dieser Art habe es bereits "vor Capri, Sorrento, auf der ganzen Welt" gegeben, habe Schettino weiter gesagt.

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