Im beschaulichen "Klosterdorf" Einsiedeln ist derzeit die Hölle los.
Die Besetzung des Ersatzrichterpostens am schweizerischen Bezirksgericht Einsiedeln im Kanton Schwyz drohte wieder einmal eine langweilige Wahl zu werden - aber nur, bis sich herausstellte, dass ausgerechnet der Kandidat der nationalkonservativen SVP (Schweizerische Volkspartei) in seiner Freizeit als "Porno-Rocker" mit der Band "Tyte Stone Buaba" auftritt, freilich unter einem Pseudonym. Jetzt ist im "Klosterdorf" Einsiedeln der Teufel los.
Sehr gefragt ist der Ersatzrichterposten nicht. Beim ersten Wahlgang trat niemand an. Und für die zweite Runde am 28. November gibt es nur einen Kandidaten: den 48- jährigen Roland Lutz, der im Zivilberuf ein Informatikunternehmen führt. Hobbymäßig lässt er aber "die Sau raus" - was gar nicht zum biederen Partei-Image passt.
Die Wahl schien vorerst ruhig über die Bühne zu gehen - bis der "Einsiedler Anzeiger" einen Leserbrief publizierte, welcher das Hobby des Kandidaten aufdeckte und einem breiteren Publikum bekannt machte. In der Party-Band "Tyte Stone Buaba" tritt Lutz nämlich meistens nur mit einem knappen Tanga und einer überdimensionalen Penisprothese "bekleidet" auf.
"Bumsa, figga, sufä, Sämesprütz"
Das Image, das die Band pflegt, lässt keinen Zweifel offen. Von "bumsa, figga, sufä, Sämesprütz" wird gesungen. Die Texte handeln von Gruppensex, Kindesmissbrauch, pädophilen Priestern, Prostituierten nd Darmspieglungen. Die Band selbst bezeichnet die Lieder als vertonte Stammtischwitze. Der Einsiedler Familienvater Roland Lutz spielt bei der Band unter dem Pseudonym "Shy-Boy" (schüchterner Bub). Auf der Homepage wird angeführt, er sammle "leidenschaftlich getragene Slips von mongolischen Hafennutten".
In der SVP reibt man sich mittlerweile ungläubig die Augen. Die Schwyzer Kantonalpräsidentin Judith Uebersax erklärte gegenüber dem "Boten der Urschweiz", dass in Einsiedeln bei der Aufstellung der Kandidaten wohl "zu wenig genau hingeschaut worden ist". Das könne damit zusammenhängen, dass eine Partei immer "heillos froh" sei, wenn nach langem und verzweifeltem Suchen jemand für eine Kandidatur als Ersatzrichter zugesagt habe.