Sechs Mitglieder eines katholischen Ordens vergingen sich an ihren Schülern.
In den Niederlanden sollen katholische Geistliche auch blinde Kinder regelmäßig sexuell missbraucht haben. An den Sexualverbrechen im Blindeninstitut Sint Henricus in der südniederländischen Ortschaft Grave seien nach Aussagen Betroffener in den 60er Jahren sechs Mitglieder des katholischen Männerordens Fraters van Tilburg beteiligt gewesen.
Vertuscht
"Es geschah mehrmals pro Woche in der Schulklasse -
auch die anderen Kinder konnten ja nichts sehen - oder in einem
Abstellraum", berichtete der 54-jährige damalige Internatsschüler Peter
Dijcks. Das sei mindestens drei Jahre lang so gegangen. Kirchenintern sei
der Missbrauch bekannt gewesen, aber vertuscht worden. Neben dem Missbrauch
seien blinde Kinder auch immer wider misshandelt worden.
Der heutige Leiter des Männerordens, Jan Koppens, bedauerte die Taten und nannte sie "verbrecherisch". Keiner der beschuldigten Geistlichen ist noch am Leben. Die Fraters van Tilburg hatten die Führung des Blindeninstituts Ende der 80er Jahre abgegeben.
Dritter Fall
Sint Henricus ist die dritte niederländische
Internatsschule unter Aufsicht der katholischen Kirche, deren Ex-Zöglinge in
den vergangenen Tagen sexuellen Missbrauch öffentlich beklagten. In einer
Einrichtung sollen sich auch Nonnen an Knaben vergangen haben. Bei der
kirchlichen Organisation "Hilfe und Recht" wurden bisher weit mehr als 600
Hinweise auf Kindesmissbrauch registriert. Die katholische Bischofskonferenz
der Niederlande hat eine unabhängige Expertenkommission zur Aufklärung der
Vorwürfe berufen.