Proteste gegen Regierung

Quarantäne: Italiener stürmen die Bahnhöfe

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Norditalien unter Quarantäne: Bürger und Politiker protestieren gegen die drastischen Maßnahmen.

Der Beschluss der italienischen Regierung, die Lombardei und andere norditalienische Provinzen unter Quarantäne zu stellen, hat Protest ausgelöst. Die Region Venetien und einige Bürgermeister der betroffenen Städte halten das beschlossene Ein- und Ausreiseverbot als zu strenge Maßnahme. Die Gefahr sei, dass die norditalienische Wirtschaft ganz zum Erliegen komme.
 
Den Regierungsbeschluss, die venezianischen Provinzen Padua, Treviso und Venedig unter Quarantäne zu stellen, bezeichnete die Region Venetien aufgrund der epidemiologischen Zahlen als "übertrieben". Die Zahl der neuen Infektionen rechtfertige nicht eine derart drastische Maßnahme.
 

Es hagelt Kritik

Auch der Bürgermeister der piemontesischen Stadt Asti, Maurizio Rasero, meinte, die sanitäre Lage sei in seiner Provinz unter Kontrolle. Der Regierungsbeschluss, die rote Zone auf seine Provinz auszudehnen, sei ungerechtfertigt. Er sei von Hunderten Anrufen besorgter Bürger überflutet, die befürchten, nicht mehr die Region verlassen zu können.
 
Auf den Facebook-Seiten der von der Maßnahme betroffenen Gemeinden hagelt es mit Kritik von Bürgern, die schwere Einschränkungen im Alltag befürchten. So bangen viele um ihren Job, vor allem im Tourismus, im Kulturbereich und in der Industrie. Auch die Logistik- und Transportbranche befürchtet Einschränkungen wegen der Quarantäne.

Busstationen gestürmt

Inzwischen wurden am Sonntag Busstationen in der Lombardei von Menschen bestürmt, die in Richtung Mittel- und Süditalien reisen wollen. Sie befürchten, bald die Lombardei nicht mehr verlassen zu können. Auf dem Mailänder Flughafen Linate berichtete das Personal, dass viele Passagiere ihre für nächste Woche geplanten Geschäftsreisen vorverlegt haben. Der Airport Linate dient vor allem Binnenflügen.
 
16 Millionen Menschen sind von den Regierungsmaßnahmen betroffen. Die Lombardei und 15 Provinzen wurden unter Quarantäne gestellt. Zur roten Sperrzone gehören auch die Wirtschaftsmetropole Mailand und der Touristenmagnet Venedig. Die in Europa beispiellose Quarantäne gilt bis zum 3. April. Ausnahmen bei dem grundsätzlichen Ein- und Ausreiseverbot sind nur aus nachgewiesenen dringenden beruflichen oder familiären Gründen und in gesundheitlichen Notfällen möglich. Das Dekret sieht außerdem ein Verbot aller kulturellen, sportlichen und religiösen Veranstaltungen vor.
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