Queen Elizabeth II. ist tot. Die britische Monarchin verstarb am Donnerstag im Alter von 96 Jahren, wie der Palast vermeldet.
Ganz Großbritannien trägt Trauer: Queen Elizabeth II. ist nach 70 Jahren Regentschaft verstorben. Die Monarchin starb auf ihrem Landsitz, Schloss Balmoral in Schottland, im Alter von 96 Jahren. In ihren letzten Stunden war die Königin von ihren Liebsten umgeben. Ihre vier Kinder und ihre Enkel waren alle nach Schottland gereist. Auch Prinz Harry und Meghan hatten ihre Europa-Reise abgebrochen.
Vor dem Buckingham Palast in London versammelten sich tausende Briten um Abschied von der Queen zu nehmen. Einige seien in Tränen ausgebrochen, berichtete die BBC. Auch nach Windsor kämen die ersten Menschen. Vor Schloss Balmoral, wo die 96 Jahre alte Königin verstarb, zeigten Bilder Neugierige hinter Polizeiabsperrungen.
Charles ist neuer König
Charles (73), der älteste Sohn der Queen, ist nun König. Queen-Enkel Prinz William (40) rückt zum Thronfolger auf. Nummer zwei in der Thronfolge ist nun der 9-jährige Prinz George.
Das erste Statement von Charles zum Tod seiner Mutter:
A statement from His Majesty The King: pic.twitter.com/AnBiyZCher
— The Royal Family (@RoyalFamily) September 8, 2022
"London Bridge is down"
"London Bridge is down." Mit diesem Satz - auf Deutsch etwa "Die London Bridge ist eingestürzt" - hat der Privatsekretär der Queen den britischen Premierminister oder die Premierministerin informierr, dass Königin Elizabeth II. tot ist. Das sind die nächsten Schritte nach Angaben der Vereinigung der Auslandspresse in Großbritannien:
- Das Außenministerium wird die Nachricht an die Regierungen außerhalb des Vereinigten Königreichs, in denen die Königin Staatsoberhaupt ist, und an die anderen Länder des Commonwealth übermitteln.
- Der Tag, an dem die Königin stirbt, heißt D-Day. Jeder folgende Tag bis zum Tag der Beerdigung wird als D-Day+1, D-Day+2 und so weiter bezeichnet.
- Die Minister werden per E-Mail über den Tod informiert. Spätestens zehn Minuten nach Bekanntgabe des Todes werden die Flaggen auf der Straße Whitehall im Londoner Regierungsviertel auf halbmast gesenkt.
- Die britische Nachrichtenagentur Press Association wird eine Blitzmeldung senden. Gleichzeitig wird am Buckingham Palast die offizielle Mitteilung über den Tod an das Tor oder an eine Staffelei geheftet.
- Das britische Parlament und die Parlamente in Schottland, Wales und Nordirland werden vertagt.
- Auf der Webseite der Königsfamilie erscheint eine schwarze Seite mit einer Erklärung, in der der Tod bestätigt wird. Auf der Website der britischen Regierung wird ein schwarzes Banner angezeigt.
- Der Premierminister oder die Premierministerin wird als erster oder erste eine Erklärung abgeben.
- Die königliche Familie wird die Pläne für das Staatsbegräbnis veröffentlichen, das voraussichtlich zehn Tage nach dem Tod stattfinden soll. Eine nationale Schweigeminute wird angekündigt.
- Der Premierminister wird eine Audienz mit dem neuen König halten. Damit leitet er die "Operation Spring Tide" (Springflut) ein.
- Beerbt wird Elizabeth II. von ihrem Sohn Prinz Charles. Es ist noch nicht klar, welchen Namen er als König annehmen wird - es könnte Charles III. oder auch George VII. sein. Er wurde auf den Namen Charles Philip Arthur George getauft und könnte jeden dieser Namen annehmen.
- Der König wird an diesem Tag um 18 Uhr eine Ansprache an die Nation halten.
D-Day+1
- Ein Rat tritt um 10 Uhr zusammen, um den König zum neuen Monarchen zu proklamieren. Die Proklamation wird im St. James's Palace und in der Royal Exchange, dem Ort der ersten Börse Londons, verlesen, wodurch Charles als König bestätigt wird.
- Das Parlament tritt zusammen, um eine Beileidsbekundung zu verabschieden. Alle parlamentarischen Arbeiten werden für zehn Tage ausgesetzt.
- Der Premierminister und das Kabinett werden um 15.30 Uhr mit dem neuen König zusammentreffen.
D-Day+2
- Der Sarg der Königin wird in den Buckingham-Palast gebracht sofern er nicht bereits dort ist.
- Falls die Königin in Balmoral in Schottland stirbt, wo sie gerade weilt, wird ihr Leichnam mit dem königlichen Zug nach London überführt ("Operation Unicorn" - also Einhorn). Sollte dies nicht möglich sein, wird ihr Leichnam nach London zurückgeflogen.
D-Day+3
- Der neue König wird den Kondolenzantrag in der Westminster Hall entgegennehmen.
- Anschließend begibt er sich auf eine Trauerreise durch das Vereinigte Königreich, beginnend mit Schottland. Er wird im schottischen Parlament einen Kondolenzantrag entgegennehmen und an einem Gottesdienst in der St. Giles' Cathedral in Edinburgh teilnehmen.
D-Day+4
- Der König wird in Nordirland eintreffen, wo er im Hillsborough Castle eine weitere Beileidsbekundung entgegennehmen und an einem Gottesdienst in der St. Anne's Cathedral in Belfast teilnehmen wird.
- Es findet eine Probe für die "Operation Lion" (Löwe) statt: die Prozession mit dem Sarg vom Buckingham Palace zum Parlamentsgebäude Palace of Westminster.
D-Day+5
- "Operation Lion": Der Sarg der Königin wird auf einer Route durch London vom Buckingham Palace zum Parlamentsgebäude Palace of Westminster überführt. In der Westminster Hall findet eine Gedenkfeier statt.
D-Day+6
- "Operation Feather" (Feder): Die Königin wird drei Tage im Palace of Westminster aufgebahrt. Der Sarg wird 23 Stunden am Tag für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
- Probe für den Staatsbegräbniszug
D-Day+7
- Der König reist nach Wales, um einen Antrag des walisischen Parlaments entgegenzunehmen und an einem Gottesdienst in der Kathedrale von Llandaff in Cardiff teilzunehmen.
D-Day+8 und 9
- Der Sarg wird aufgebahrt. Hunderttausende Menschen werden in London erwartet, um der Queen die letzte Ehre zu erweisen. Kondolenzbücher werden online geöffnet.
D-Day+10
- Staatstrauertag
- Das Staatsbegräbnis findet in der Westminster Abbey statt.
- Im ganzen Land wird es mittags zwei Schweigeminuten geben
- Prozessionen finden in London und Windsor statt.
- Die Königin wird auf Schloss Windsor in der King George VI. Memorial Chapel neben ihrem Vater beigesetzt. Das Porträt der Königin wird mit einem schwarzen Band in allen Rathäusern für einen Monat aufgehängt, bevor es durch ein Porträt des neuen Königs ersetzt wird.
Nachruf: Queen regierte 70 Jahre
Obwohl die britische Monarchin über keine politische Macht verfügte, galt sie als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten unserer Zeit. Mit unbedingtem Pflichtbewusstsein und Beständigkeit führte sie das Land durch große Veränderungen hindurch.
Als sie 1952 Königin wurde, war Großbritannien noch eine Kolonialmacht. Damals war Winston Churchill Premierminister. In ihrer Amtszeit gab es 14 US-Präsidenten, von Harry S. Truman bis Joe Biden. 1997 wurde als letzte größere Kolonie Hongkong an China übergeben. Durch den Commonwealth pflegte die Queen später weiterhin den Kontakt zu den ehemaligen Kolonien.
Die Queen war Regentin nicht nur über Großbritannien, sondern auch ein Dutzend anderer Länder des Commonwealth, darunter Kanada, Australien und Neuseeland. Für viele Menschen weltweit war sie schlicht die Personifizierung Großbritanniens.
Schon als 13-Jährige hatte Elizabeth sich in den schneidigen Philip Mountbatten verliebt. Der griechische Prinz aus einem dänisch-deutschen Adelshaus war zeitlebens ihre große Stütze. Die Ehe währte bis zu Philips Tod im April 2021 im Alter von 99 Jahren.
In der Familie der Königin gab es immer wieder Krisen und Tragödien. Dazu zählten der Unfalltod ihrer Ex-Schwiegertochter Prinzessin Diana, aber auch die Vorwürfe im Missbrauchsskandal gegen ihren Sohn Andrew und der Rückzug des Enkels Prinz Harry von seinen royalen Pflichten. Die Queen ertrug alles mit stoischer Ruhe.
Ihre große Leidenschaft galt Hunden - ihren Corgis - und Pferden. Noch bis ins hohe Alter stieg sie in den Sattel. Dabei verzichtete sie auf einen schützenden Reiterhelm und bevorzugte stattdessen ein Kopftuch.
Aus politischen Angelegenheiten hielt sich die Monarchin stets heraus. Auch zum Austritt ihres Landes aus der Europäischen Union (Brexit) äußerte sich die Queen nicht.
Sie absolvierte Hunderte Auslandsreisen, auch mehrere nach Deutschland. Zuletzt besuchte sie die Bundesrepublik bei einem Staatsbesuch 2015. Zu ihren Stationen gehörten Berlin, Frankfurt am Main und das ehemalige Konzentrationslager Bergen-Belsen.
Als wichtigste Reise gilt ihr Besuch in Irland 2011. Sie wurde als Versöhnungsgeste gefeiert. Zuletzt hatte ein britisches Staatsoberhaupt Dublin vor der Unabhängigkeit des Landes von Großbritannien im Jahr 1911 besucht.
Schon vor Jahren wurde minutiös geplant, was nach dem Tod der Queen passieren soll. Nach Angaben der Vereinigung der Auslandspresse in Großbritannien soll voraussichtlich zehn Tage nach dem Tod ein Staatsbegräbnis stattfinden.
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