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oe24.TV-Interview

Raketenangriffe auf Israel: Danielle Spera bangte um Sohn

Danielle Speras Sohn war in Israel, als Hunderte Raketen vom Iran auf Israel abgefeuert wurden. Mittlerweile konnte er sich via Boot nach Zypern in Sicherheit bringen.

Am Dienstagabend war Israel-Expertin und ehemalige Direktorin des Jüdischen Museums Wien, Danielle Spera, zu Gast im oe24.TV-Interview bei Isabelle Daniel. Was sie zu der jüngsten Eskalation zwischen Israel und dem Mullah-Regime im Iran sagt, wie ihr Sohn, der in Israel war, den Raketenhagel erlebte und was sie von US-Präsident Donald Trump erwartet.

oe24.TV: Frau Spera, Ihr Sohn war zufällig gerade in Israel, als diese gezielten Angriffe von Israel losgingen und die mit dem Raketenhagel beantwortet wurden. Wie ging es Ihnen da?

Danielle Spera: Es war ab Freitag natürlich ein absoluter Ausnahmezustand, auch bei uns in der Familie, weil man doch mitfiebert. Wir haben alle in Israel Kriege erlebt, wir haben die Intifada miterlebt, weil wir immer wieder dort waren in Kriegs- und Krisensituationen, auch meine Kinder während ihres Studiums und während ihres Gap Years in Israel. Aber mein Sohn hat gesagt, das ist jetzt eine ganz neue Dimension. 

oe24.TV: Ihr Sohn war ja privat in Israel. Wie ist er dann rausgekommen? Hat da eigentlich die österreichische Regierung geholfen?

Spera: Es ist ganz schwierig, jetzt Menschen aus Israel rauszuholen, weil der gesamte Luftraum gesperrt ist. Es gibt Länder, die ihre Landsleute über den Landweg aus dem Land bringen. Das hat Österreich bis jetzt noch nicht durchgeführt. Vielleicht gibt es schon Pläne dafür. Meinem Sohn ist es gelungen, auf einem privaten Weg mit einem Boot nach Zypern zu gelangen. 

oe24.TV: Kommen wir zur generellen Situation: Warum hat Israel den Iran angegriffen?

Spera: Wir schauen seit Jahren zu, wie der Iran an der Uran-Anreicherung arbeitet. Es gibt immer wieder Gespräche und ich glaube, dass Israel das ganz genau beobachtet hat, wo der Iran steht und wie sehr der Iran die Weltöffentlichkeit vielleicht auch nicht mit der Wahrheit konfrontiert - um das Milde auszudrücken. Es ist für Israel jetzt ein Punkt erreicht, wo man gesagt hat, wenn wir jetzt weiter zuwarten, dann wird der Iran in Kürze die Atombombe haben. Es ist auch wichtig zu betonen, dass Israel in diesem Krieg wirklich gezielt auf das Atomprogramm und die Verantwortlichen abzielt, während der Iran jetzt mit Angriffen antwortet, die die Zivilbevölkerung treffen. 

oe24.TV: Israel ist so groß wie Niederösterreich und hat so viele Einwohner wie ganz Österreich. Der Iran ist um einiges größer. Kann sich Israel in diesem Konflikt alleine schlagen?

Spera: Ich denke, dass Israel hier auch auf die Unterstützung der USA zählen kann. Das haben wir jetzt auch gesehen, auch durch diese recht rasche Abreise von Präsident Trump vom G7-Gipfel, das war doch etwas überraschend. Und auch die Erklärung auf diesem Gipfeltreffen, die doch in Richtung Israel gegangen ist - auch von den Europäern muss man sagen. Das muss man auch betonen, dass Israel hier nicht so allein gelassen wird wie nach dem Überfall der Hamas.

oe24.TV: Gleichzeitig hat der König von Jordanien vor einer weiteren Eskalation gewarnt und gesagt, es sei sehr gefährlich, den Ayatollah Khamenei zu eliminieren, weil das könnte die ganze Region gefährden. Der umstrittene Premierminister Benjamin Netanyahu hat es offen gehalten. Wie sehen Sie das?

Spera: Der König von Jordanien muss natürlich in erster Linie auch seine Klientel bedienen. Sein Volk besteht hauptsächlich aus Palästinensern. Das heißt also, da muss er auch ein Signal setzen. 

oe24.TV: Reza Pahlavi, der Sohn des letzten Schahs, ruft die persische, iranische Bevölkerung zum Aufstand auf. Sie sind sehr lange auch Journalistin gewesen. Sie kennen die ganze Region. Halten Sie das für realistisch?

Spera: Das ist die Hoffnung. Wir haben ja gesehen, welche Proteste es immer wieder gegeben hat, wie sie niedergeschlagen worden sind, wie mit der Opposition im Iran umgegangen wird.

oe24.TV: Und mit 16-jährigen Mädchen, die totgeschlagen werden...

Spera: Genau. Dass Oppositionelle hingerichtet werden, wie dort die Gesetzgebung - unter Anführungszeichen - funktioniert, dass Frauen zum Tod verurteilt wurden, weil sie den Schleier nicht richtig aufgesetzt hatten. Also es gibt in der Bevölkerung sicher da auch eine ganz, ganz große Bewegung, die diesen Kurs nicht weiterfahren möchte. 

oe24.TV: Prominente Exil-Iraner haben in Frankreich im "Le Monde" einen ganzseitigen Aufruf geschaltet, wo sie zwar auch gegen das Regime auftreten, aber wo sie auch sagen, das Töten der Zivilisten auf beiden (!) Seiten müsse aufhören. Das hat was für sich, oder?

Spera: Überhaupt keine Frage. Das ist immer eine dramatische Situation. Aber hier ist schon das Bemühen der israelischen Armee, ganz gezielt vorzugehen. Es geht gegen die Atomwissenschaftler, es geht gegen die Führung, vor allem die Führung des Geheimdienstes. Ich denke, dass hier absolut vermieden wird, dass es zu zivilen Opfern kommt. Es ist in einer Kriegssituation oft nicht vermeidbar und das ist eine Tragödie. 

oe24.TV: Viele rätseln, weil Netanyahu ja innenpolitisch unter Druck steht: Macht er das aus innenpolitischen Gründen?

Spera: Wir haben alle nicht den Einblick in das Atomprogramm, aber wir haben von der Internationalen Atomagentur gehört, dass der Iran ganz knapp vor der Bombe steht und dass es brandgefährlich ist. Ich denke, es war vermutlich der richtige Zeitpunkt. Hier können wir nur spekulieren, wie sehr es da innenpolitische Gründe gab. Es werden die nächsten Tage und Wochen entscheidend, wie es mit Benjamin Netanyahu weitergeht. 

oe24.TV: Donald Trump ist ja - vorsichtig ausgedrückt - eine sehr unbeständige Persönlichkeit. Jetzt sagt er, ihm schwebt etwas Größeres vor als ein Waffenstillstand. 

Spera: Ja, also bei ihm kann man nur spekulieren. Wie Kaffeesudlesen, sagt man auf gut Wienerisch. Man kann wirklich bei ihm kaum etwas voraussagen. Aber in dem Fall hat er schon ganz klar gesagt, und ich glaube, dass er bei der Linie bleiben wird, der Iran darf nicht mehr in die Atomenergie investieren, wie es vorher war.

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