Italiens Regierungschef Matteo Renzi nahm sich erneut Brüssel zur Brust.
Italiens Regierungschef Matteo Renzi hat einmal mehr mit deutlichen Worten die EU-Kommission in Brüssel kritisiert. In einem am Mittwoch veröffentlichten Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg verglich Renzi die EU mit dem Orchester der "Titanic".
"Verschiedene Wege der Integration"
"Die EU ist wie das Orchester, das auf der 'Titanic' spielte", bis dieses bei der Schiffskatastrophe 1912 im Nordatlantik versank, sagte Renzi. Mit Blick auf die von seiner Regierung eingeleiteten Reformen reklamierte Renzi zugleich eine Führungsrolle Italiens bei der Gestaltung der Zukunft der Europäischen Union. Das Interview wurde einen Tag nach einem informellen Treffen der Außenminister der EU-Gründerstaaten in Rom veröffentlicht.
Nach ihrem Treffen bezeichneten die Minister den Staatenbund noch immer als "die beste Antwort" auf die aktuellen Herausforderungen. Zugleich erkannten sie ein Europa der zwei Geschwindigkeiten an: Die EU erlaube "verschiedene Wege der Integration". Derzeit wird unter anderem intensiv über die Zukunft Großbritanniens in der EU diskutiert.
Kritik an Brüssel und Mitgliedsstaaten
Renzi sorgte zuletzt häufiger mit Kritik an Brüssel und führenden EU-Mitgliedstaaten wie Deutschland und Frankreich für Unruhe. Einer der Hauptstreitpunkte ist dabei die Weigerung Renzis, Geld in den EU-Fonds zur Finanzierung von Flüchtlingshilfen in der Türkei einzuzahlen, solange die Haushaltsregeln im Stabilitätspakt nicht gelockert werden. Mit einer Lockerung der Haushaltsregeln hofft der 41-jährige ehemalige Florentiner Bürgermeister Renzi, Italiens lahmender Wirtschaft auf die Sprünge helfen.