Kriegsverbrecher-Prozess

Richter wirft Balkan-Schlächter Mladic raus

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Mladic lehnt das Gericht ab. Unter Protest wurde er aus dem Saal geführt.

Der Ex-Militärführer der bosnischen Serben, Ratko Mladic, ist beim UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag des Saales verwiesen worden. Der Vorsitzende Alphons Orie begründete den Verweis mit Störaktionen von Mladic. Der mutmaßliche Kriegsverbrecher sei dem Richter wiederholt ins Wort gefallen und habe Stellungnahmen zum Prozess verweigert. Den Regeln des Tribunals nach entspricht die Aussageverweigerung von Mladic einem Plädoyer auf "nicht schuldig".

In elf Punkten angeklagt
Mladic stehe es jederzeit offen, sein Plädoyer zu ändern, hieß es vonseiten des Tribunals. Der 69-jährige Ex-General ist in elf Punkten angeklagt, darunter Völkermord, Geiselnahme von UNO-Truppen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Krieges in Bosnien von 1992 bis 1995. Mladic war Ende Mai in Serbien nach 16 Jahren auf der Flucht verhaftet worden. Immer wieder war spekuliert worden, dass serbische Behörden den ehemaligen Militärchef geschützt und seine Verhaftung verhindert hätten. Nationalistische Politiker in Serbien forderten zuletzt die Freilassung von Mladic.

Zu Beginn der zweiten Anhörung am Montag versuchte der Ex-General wiederholt, das Wort zu ergreifen. Nach Ordnungsrufen des Vorsitzenden verweigerte es Mladic, ein Plädoyer auszusprechen, da der von ihm gewünschte Anwalt ihn nicht vertrete. Bei Verlesung der Anklageschrift brach der mutmaßliche Kriegsverbrecher in lautstarken Protest aus. "Nein, nein, ich werde mir das nicht ohne meinen Anwalt anhören", sagte Mladic, und entfernte die Kopfhörer für die Simultanübersetzung. Mladic sei vom Tribunal ein Verteidiger gestellt worden, da der Ex-General nicht zeitgerecht einen eigenen Rechtsbeistand nominiert habe, hieß es vonseiten des Gerichts.

Störungen des Tribunals gab es auch aus den Zuschauergalerien. Gruppen von Müttern der Opfer des Massakers von Srebrenica forderten laut dem britischen Senders BBC lautstark eine Verurteilung Mladics. Dieser habe Muslime getötet, und solle darum schuldig gesprochen werden. Mladic wird eine Beteiligung an dem Massaker vorgeworfen, bei dem rund 8.000 Menschen in der bosnischen Stadt getötet wurden. Srebrenica war während des Krieges in Ex-Jugolawien von Mai 1992 an 44 Monate lang von serbischen Truppen unter dem Kommando von Mladic belagert worden. Im Zuge der Belagerung starben nach Schätzungen rund 10.000 Menschen.

Bei seinem ersten Auftritt bei dem Tribunal am 3. Juni hatte Mladic die Vorwürfe gegen ihn als "ungeheuerlich" und "abscheulich" bezeichnet. Der ehemalige bosnisch-serbische General zieht die Legitimität des Gerichtes in Zweifel. Im Falle einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.

 

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