Trotz Distanzierung und Entschuldigung geht Chefredakteur Roland Tichy.
Der oberste Journalist des Karrierenetzwerks Xing, Roland Tichy, zieht mit einem Rücktritt die Konsequenzen aus öffentlicher Kritik an seiner publizistischen Arbeit. Angesichts einer Kampagne gegen ihn und das Unternehmen gebe er die Leitung des Xing-Diskussionsportals "Klartext" auf, teilte Tichy am Montag mit.
Dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern zuliebe trete er mit sofortiger Wirkung als Herausgeber zurück, erklärte der frühere Chefredakteur der "Wirtschaftswoche". Auslöser der Empörungswelle im Netz war ein Meinungsbeitrag, der auf Tichys eigenem Internetportal "Tichys Einblick" erschienen war. Der Artikel eines Gastautors trug den Titel "Warum Sie mit psychopathologisch gestörten Gutmenschen nicht diskutieren sollten". Tichy erklärte, er distanziere sich von dem Beitrag, habe ihn entfernt und sich entschuldigt. Er habe Morddrohungen erhalten. Tichy bezeichnet die Ausrichtung seines Portals als "liberal-konservativ".
Xing hatte Tichy 2015 als prominenten Journalisten zum Aufbau seines "Klartext"-Angebots geholt, um im Rennen gegen den US-Rivalen LinkedIn Mitglieder anzulocken. Nun sah sich Xing allerdings aufgrund wachsender Kritik an Tichy mit Boykottaufrufen konfrontiert. Das Unternehmen dankte dem Publizisten zum Abschied für seine Aufbauarbeit. Xing plant nach eigenen Angaben keine Neubesetzung des Postens. Chefredakteurin Jennifer Lachman stehe künftig allein an der Spitze.