Arzt unter Mordanklage

Rückkehr in die Hölle von Dubai

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Eugen Adelsmayr, einst Arzt aus Leidenschaft, kämpft nun gegen seine Mordanklage.

Der Flughafen Salzburg, Freitag 10 Uhr vormittags. Noch ist nicht viel los am Airport der Mozartstadt, doch der schlanke Mann mit dem akkuraten Haarschnitt und dem energischen Blick lenkt die Aufmerksamkeit auf sich. Eugen Adelsmayr (52), jener Mediziner aus Bad Ischl, der in Dubai wegen Mordes vor Gericht steht, hat gestern seine Reise ins Ungewisse angetreten.

Und inzwischen kennt ganz Österreich jenen Mann, der nur unter größter diplomatischer Anstrengung kurzfristig aus Dubai ausreisen durfte, um seine schwer krebskranke Frau zu pflegen. „Schau, das ist der Arzt, den sie in Dubai erschießen wollen“, tuschelt eine Dame und knipst schnell ein Foto mit ihrem I-Phone. Doch Adelsmayr regt seine „Prominenz“ nicht auf, er ist – wie immer – konzentriert und mit seinen Gedanken schon im Wüstenstaat. „Ich werde mich am Samstag mit meiner Anwältin treffen, wir müssen entscheiden, welche Fragen wir an den Zeugen der Anklage richten werden“, so der Intensivmediziner, der inzwischen zum Experten für arabisches Recht werden musste.

Patienten getötet
Wie berichtet, wird ihm vorgeworfen, einen Patienten auf seiner Intensivstation getötet zu haben. Adelsmayr bekräftigt seine Unschuld – er war zum Todeszeitpunkt schon 36 Stunden außer Dienst – bis jetzt hat das die Justiz allerdings nicht beeindruckt. Doch der politische und mediale Druck hat ihm Aufwind verschafft. „Ich hab schon Angst vor dem, was mich erwartet, aber ich denke, dass meine Chancen erheblich gestiegen sind“, so Adelsmayr zu ÖSTERREICH. Wie sehr, wird sich morgen, ab 9 Uhr, herausstellen. Dann startet ein neuer Tag im Mordprozess gegen ihn.

Adelsmayr: "Es ist alles wie ein Albtraum"

ÖSTERREICH: Wie war der Abschied von Ihrer Familie?
Eugen Adelsmayr: Relativ emotionslos, ich gehe davon aus, dass ich in ein paar Tagen wieder daheim bin.

ÖSTERREICH: Das Kapitel ist dann aber noch nicht abgeschlossen …
Adelsmayr: Nein, ich rechne damit, dass sich das über sechs Monate hinzieht. Ich gehe davon aus, dass ich dazwischen immer wieder nach Hause komme.

ÖSTERREICH: Wie ist das Gefühl, in ein Land zu fliegen, in dem Ihnen die Todesstrafe droht?
Adelsmayr: Ein sehr komisches, das man sich hier gar nicht vorstellen kann. Daheim und in Sicherheit ist das alles wie ein Albtraum, für mich ist es aber beinharte Realität.

ÖSTERREICH: Warum fliegen Sie überhaupt zurück?
Adelsmayr: Wenn ich nicht versprochen hätte, dass ich zurückfliege, hätte ich nicht rausdürfen.

ÖSTERREICH: An Ihr Wort fühlen Sie sich gebunden?

Adelmayr: Ja. Die Alternative wäre gewesen, dass ich während des gesamten Prozesses ziemlich isoliert da unten gesessen wären.

ÖSTERREICH: Sie könnten ja einfach dableiben …
Adelmayr: Die Folge wäre, dass ich als Mordverdächtiger auf eine internationale Fahndungsliste komme und dass alles nicht zu einem sauberen Ende kommt.

(fuw)

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