Schwere Anschuldigungen

Russland: Giftgasangriff inszeniert

Teilen

"Starker Druck" auf syrische Weißhelme ausgeübt.

Die russische Armee beschuldigt Großbritannien der "direkten Beteiligung" am mutmaßlichen Giftgasangriff in Syrien. Sie habe "Beweise", die eine "direkte Beteiligung Großbritanniens an der Organisation dieser Provokation in Ost-Ghouta belegen", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Generalmajor Igor Konaschenkow, am Freitag in Moskau.

London habe bei der Inszenierung des mutmaßlichen Giftgasangriffs "starken Druck" auf die syrische Zivilschutzorganisation der Weißhelme ausgeübt. Die Hilfsorganisation hatte am vergangenen Samstag als erste im Kurznachrichtendienst Twitter mitgeteilt, mehr als 40 Menschen seien bei einem "Chlorgasangriff" getötet worden.

Konaschenkow führte aus, den Weißhelmen sei gesagt worden, dass die islamistischen Kämpfer der Organisation Jaish al-Islam vom 3. bis 6. April Damaskus mit Artillerie beschießen würden. Darauf würden die Regierungskräfte reagieren, was wiederum die Weißhelme für ihre "Provokation" nutzen sollten.
 

"Videos von beteiligten Personen"

Moskau verfüge über "Interviews von direkt an der Erstellung von Videos beteiligten Personen", mit denen habe glauben gemacht werden sollen, dass es einen Chemiewaffenangriff gegeben habe. Einwohner der mittlerweile von syrischen Regierungstruppen eingenommenen Stadt Douma hätten "detailliert erzählt, wie die Videoeinstellungen vonstatten gingen und an welchen Episoden sie teilgenommen" hätten.
 
Zuvor hatte der russische Außenminister Sergej Lawrow mitgeteilt, es gebe Beweise, wonach der mutmaßliche Chemiewaffenangriff in Syrien mit Hilfe eines ausländischen Geheimdienstes inszeniert worden sei. "Wir haben unwiderlegbare Beweise dafür, dass dies ein weiterer inszenierter Vorfall war", sagte er. Der Geheimdienst eines "bestimmten Staates, der jetzt an vorderster Front einer antirussischen Kampagne" stehe, sei in die Inszenierung verwickelt.
 
Die USA und ihre Verbündeten machen Syrien und Russland für den mutmaßlichen Giftgasangriff verantwortlich. Die syrische und die russische Regierung weisen die Vorwürfe zurück.
 

OPCW-Ermittler sollen Angriff untersuchen

Ermittler der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) sollen in Syrien ab Samstag den mutmaßlichen Angriff in Duma in Ost-Ghouta untersuchen. Sie sollen herausfinden, ob in der damals von Rebellen kontrollierten Stadt Chemiewaffen eingesetzt wurden.
 
London macht Russland auch für den Giftanschlag vom 4. März im englischen Salisbury verantwortlich. Dabei waren der ehemalige russische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter vergiftet worden. Auch diesen Vorwurf wies Moskau entschieden zurück. Julia Skripal konnte die Klinik inzwischen verlassen. London zufolge wurden beide mit einem militärischen Nervengift der Nowitschok-Gruppe vergiftet, das zu Zeiten der Sowjetunion entwickelt wurde.
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.