In dem von Russland besetzten Atomkraftwerk Saporischschja im südukrainischen Enerhodar ist Sonntagabend nach russischer Darstellung ein Brand an der Kühlanlage ausgebrochen.
Der von Moskau eingesetzte Statthalter der Region, Jewgeni Balizki, erklärte, zuvor habe es einen ukrainischen Angriff auf die Umgebung des Kraftwerks gegeben, wie die Staatsagentur TASS berichtete. Es drohe allerdings keine Gefahr, da alle Blöcke des AKW abgeschaltet seien.
Enerhodar. We have recorded from Nikopol that the Russian occupiers have started a fire on the territory of the Zaporizhzhia Nuclear Power Plant.
— Volodymyr Zelenskyy / Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) August 11, 2024
Currently, radiation levels are within norm. However, as long as the Russian terrorists maintain control over the nuclear plant, the… pic.twitter.com/TQUi3BJg4J
Die Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA), die Experten im Atomkraftwerk stationiert hat, erklärte, es seien "keine Auswirkungen für die atomare Sicherheit gemeldet" worden. "IAEA-Experten beobachteten nach mehreren Explosionen am Abend starken dunklen Rauch aus dem nördlichen Bereich der Anlage", erklärte die UN-Behörde im Onlinedienst X. Das Akw habe der IAEA einen "mutmaßlichen Drohnenangriff auf einen der Kühltürme" gemeldet.
Alle Einheiten in "Langzeitabschaltung"
Alle sechs Einheiten des Kraftwerks befänden sich derzeit "in der Langzeitabschaltung", teilte der Pressedienst des Atomkraftwerks nach dem Vorfall mit. Balizki erklärte, es bestehe "keine Gefahr einer Dampfexplosion oder anderer Konsequenzen". Die Feuerwehr sei auf dem Gelände und bekämpfe die Flammen.
Die Strahlungswerte seien im normalen Bereich. Es gebe keine Auswirkungen nach dem Brand. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wiederum warf Russland vor, Feuer in dem AKW gelegt zu haben. Die Strahlungswerte seien zwar normal, schrieb Selenskyj auf der Plattform X."Aber solange die russischen Terroristen das Nuklearkraftwerk kontrollieren, ist und kann die Lage nicht normal sein." Er forderte eine sofortige Reaktion der Weltgemeinschaft und der Atombehörde IAEA.
Russland besetzt AKW
Russland hat das größte Kernkraftwerk Europas kurz nach Beginn seines Angriffskriegs erobert und hält es seither besetzt. Beide Seiten machen sich gegenseitig für Angriffe auf das Kraftwerk oder Sabotage daran verantwortlich. Russland hat zuletzt immer wieder ukrainische Drohnenattacken beklagt.
Kurz nach Beginn des Angriffskriegs hat Russland das größte Kernkraftwerk Europas eingenommen und seitdem unter Kontrolle. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, das Kraftwerk angegriffen oder sabotiert zu haben. In letzter Zeit hat Russland mehrfach über ukrainische Drohnenangriffe berichtet.
Aus Sicherheitsgründen wurden die Reaktoren bereits 2022 heruntergefahren, müssen jedoch weiterhin gekühlt werden. Auf dem Gelände befinden sich Beobachter der IAEA.
Sorge auch um Kraftwerk in Kursk
Sorgen bereiten auch die Entwicklungen in der Region Kursk, wo die Ukraine militärische Vorstöße unternimmt. Die IAEA warnt vor potenziellen Gefahren für das dortige Kernkraftwerk und fordert von beiden Seiten die Einhaltung der Sicherheitsstandards für nukleare Anlagen in Konfliktgebieten. IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi betonte die Bedeutung der Sicherheitsvorkehrungen, die ursprünglich für das russisch besetzte Kernkraftwerk in Saporischschja entwickelt wurden, und wies darauf hin, dass diese auch auf das Kraftwerk in Kursk anwendbar seien – unabhängig vom Standort eines Kernkraftwerks.