Die Lage nach dem blutigen Umsturz bleibt angespannt.
Bei einer Kundgebung des gestürzten kirgisischen Präsidenten Kurmanbek Bakijew im Süden des zentralasiatischen Landes sind am Donnerstag Schüsse gefallen. Als Bakijew bei der Versammlung in der Stadt Osch vor etwa 2000 Anhängern das Podium betreten habe, sei das Feuer automatischer Waffen zu hören gewesen, berichtete ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP. Zum selben Zeitpunkt habe nur einige hundert Meter entfernt eine Veranstaltung von Unterstützern der Interimsregierung stattgefunden.
Die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete, Bakijews Leibwächter hätten in die Luft geschossen. Der gestürzte kirgisische Präsident habe nach den Schüssen "Rennt nicht, rennt nicht!" in Richtung der in Panik flüchtenden Menge gerufen. Anschließend suchte Bakijew demnach in einem Theater Deckung und wurde schließlich in einem Geländewagen in Sicherheit gebracht.
Putin spricht mit Bakijew
Unterdessen gab es Spekulationen, nach
denen Bakijew nun doch das Land verlassen könnte. Demnach hatte der
entmachtete Präsident am Mittwochabend mit dem russischen Regierungschef
Wladimir Putin in Moskau telefoniert. In der Hauptstadt hält sich auch
Bakijews russische Ehefrau Tatjana auf - es gilt aber als offenes Geheimnis,
dass der 60-Jährige auch Kinder mit zwei inoffiziellen Frauen hat. "Es
stimmt, dass Putin mit Bakijew am Telefon gesprochen hat", sagte Putins
Sprecher Dmitri Peskow am Donnerstag. Zum Inhalt des Gesprächs machte er
zunächst keine Angaben.
Die Übergangsregierung in Bischkek teilte mit, dass sie nun doch keine Festnahme Bakijews anstrebe. Auch die Immunität sei entgegen früheren Angaben weiter in Kraft."Nach den weiter geltenden Gesetzen haben wir doch kein Recht, ihn (Bakijew) festzunehmen", sagte Regierungssprecher Edil Baissalow nach Beratungen mit westlichen Sondergesandten. Zuvor hatte die Regierung unter Rosa Otunbajewa erklärt, dass Bakijew festgenommen und vor ein Gericht gestellt werde. Demnach könnte nun nur ein offizielles Rücktrittsschreiben den Machtwechsel in der Ex-Sowjetrepublik perfekt machen. Bakijew hatte sich zuletzt verhandlungsbereit gezeigt.
50 Millionen Dollar für Übergangsregierung
Am Mittwoch
hatte Russland angekündigt, die Interimsregierung unter Otunbajewa mit
insgesamt 50 Millionen Dollar (rund 37 Millionen Euro) unterstützen zu
wollen. Auch die USA hatten nach einem Besuch des ranghohen Diplomaten
Robert Blake in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek Unterstützung für die
Übergangsregierung signalisiert.
Bei Auseinandersetzungen zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek waren in der vergangenen Woche 84 Menschen getötet worden. Bakijew war nach den Unruhen in den Süden des Landes geflohen, wo er weiterhin breite Unterstützung der Bevölkerung genießt. Die Übergangsregierung will den gestürzten Präsidenten nach den blutigen Unruhen vor Gericht bringen.