NSU-Prozess

Schwere Vorwürfe gegen Ermittlungsbehörden

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Anwalt: Bundesanwälte wollen das Neonazi-Netzwek ignorieren.

Einer der Opferanwälte im Münchner NSU-Prozess gegen mutmaßliche deutsche Rechtsterroristen hat schwere Vorwürfe gegen die Ermittlungsbehörden erhoben. Erkenntnisse über mutmaßliche Helfer des rechtsextremen Terrortrios "Nationalsozialistischer Untergrund" in Dortmund seien vorsätzlich ignoriert worden, sagte am Mittwoch der Rechtsanwalt Carsten Ilius.

Ermittlungen verhindert

Ermittlungen über NSU-Unterstützer in Dortmund habe die Bundesanwaltschaft nicht gewollt und, soweit die Nebenkläger sie führen wollten, "erfolgreich verhindert". Ilius sprach in seinem Plädoyer die Vertreter der Bundesanwaltschaft direkt an und warf ihnen vor, die These vom einsamen NSU-Terrortrio gegen besseres Wissen zu vertreten. Die Anklagebehörde wolle "das Bild eines postnazistischen, schönen, freien Deutschlands" nicht beschädigen. "Dazu passt ein Trio, das am Rand des Wahnsinns agiert, besser als ein verzweigtes Netzwerk", sagte Ilius.

Er vertritt vor dem Oberlandesgericht München Familienangehörige von Mehmet Kubasik. Laut Anklage war Kubasik am 4. April 2006 von den beiden mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in seinem Kiosk in Dortmund (Nordrhein-Westfalen) erschossen worden.

Zehn Morde

Der Terrorzelle NSU werden zehn vorwiegend rassistisch motivierte Morde zugerechnet. Hauptangeklagte im Prozess ist Beate Zschäpe. Ihre beiden Freunde Mundlos und Böhnhardt hatten sich nach einem gescheiterten Banküberfall im November 2011 das Leben genommen. Der Prozess läuft seit Mai 2013.
 

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