Krebstiere auf Wrackteilen könnten auf Absturzort hinweisen.
Anhand von Meerestieren, die die auf der französischen Insel La Reunion angespülten Wrackteile des verschollenen Flugs MH370 besiedelt haben, könnten sich laut dem Paläontologen Alexander Lukeneder vom Naturhistorischen Museum (NHM) Wien wertvolle Rückschlüsse über ihren Weg durch den Ozean ziehen lassen. Solche Teile werden im Wasser üblicherweise sehr schnell besiedelt, so der Experte.
Wrackteile besiedelt
Manche Entenmuschel-Arten - der Name ist irreführend, da es sich dabei um Krebstiere handelt - kommen nur in relativ eng umrissenen Meeresregionen vor, während andere wiederum großflächiger verbreitet sind. Bei den Entenmuscheln, die sich auf den Teilen breitgemacht haben, könnte es sich laut Lukeneders Analyse von in Medien verbreiteten Bildern der angeschwemmten Teile um die Art "Lepas australis" handeln, die vor allem südwestlich von Australien vorkommt.
Man könnte daraus schließen, dass das Flugzeug im Verbreitungsgebiet der Tiere abgestürzt ist. Satellitensignale legten tatsächlich nahe, dass die Maschine vor dem Absturz noch sieben Stunden Richtung Süden flog. Die Ursache für den plötzlichen Kurswechsel ist bis heute ein Rätsel.
Die Larven der Entenmuscheln stürzen sich in der Regel sofort auf derartige Oberflächen, denn im Ozean sind solche Lebensräume natürlich "Mangelware", so der Experte für ausgestorbene Meeresbewohner, der sich erst vor kurzem in wissenschaftlichen Publikationen mit lebenden Vertretern als Vergleichsobjekte auseinandergesetzt hat. Unterwegs können solche Teile mitunter jahrelang und über tausende Kilometer sein, das zeigen Forschungsbefunde. Daher sind Wissenschafter, die die tatsächliche Herkunft von Tieren etwa auf Treibholz feststellen wollen, sehr interessiert an solchen Prozessen.
Dass die Teile aus dem Verbreitungsgebiet von "Lepas australis" in etwas mehr als einem Jahr nach La Reunion gelangen könnten, sei mit Blick auf die Meeresströmungen denkbar, so Lukeneder. Die Größe der Tiere würde in etwa passen, wenn man davon ausgeht, dass das Flugzeug Anfang März 2014 abgestützt ist. Denkbar wäre aber auch, dass es mehrere Besiedlungswellen gegeben hat, das müsste im Detail geklärt werden.
Auch Moostierchen-Kolonien auf den Teilen seien interessant. Die Analyse dieses Bewuchses würde vermutlich ebenfalls Rückschlüsse darüber zulassen, wie lange die Teile unterwegs waren. "Jetzt geht das Forschen an den Teilen erst richtig los", zeigte sich Lukeneder überzeugt.