So wird der nächste Papst gewählt

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 Nach der Rücktrittserklärung von Papst Benedikt XVI. hat der Vatikan angekündigt, dass das neue Kirchenoberhaupt noch vor Ostern gewählt sein soll. Gewählt wird der neue Papst von nach derzeitigem Stand 115 Kardinälen, die jünger als 80 Jahre sind und sich zum sogenannten Konklave im Vatikan versammeln. Ab Freitag nimmt das Verfahren Fahrt auf.



EINBERUFUNG DES KONKLAVES


Der Rücktritt um 20.00 Uhr am Donnerstag leitet die sogenannte Sedisvakanz, die Zeit ohne Papst, ein. Am Freitag schickt Kardinaldekan Angelo Sodano Briefe an die 208 lebenden Kardinäle und ruft sie zu sogenannten Generalkongregationen zur Vorbereitung des Papstwahl zusammen. Da viele Kardinäle bereits im Vatikan versammelt sind, sollen die Treffen am Montag beginnen. Zentrale Aufgabe ist die Festlegung des Starttermins für das Konklave, das schon wenige Tage später, möglicherweise am Wochenende, beginnen könnte. Benedikt XVI. gab den Kardinälen noch vor wenigen Tagen freie Hand für die schnelle Festsetzung eines Termins.


RAHMENBEDINGUNGEN DES KONKLAVES


Das Wort leitet sich vom lateinischen "cum clavis" ("mit Schlüsseln") ab. Es meint sowohl die Wahlversammlung als auch den von der Außenwelt abgeriegelten Bereich im Vatikan, in dem die Kardinäle ihre Entscheidung treffen. Konkret findet die Papstwahl in der wegen der Deckengemälde Michelangelos weltberühmtem Sixtinischen Kapelle statt. Das Eingeschlossensein soll die Kardinäle vor Einflüssen von außen schützen und eine möglichst schnelle Einigung ermöglichen. Zu Beginn der Versammlung verpflichten sie sich zu absoluter Geheimhaltung - automatische Strafe für den Bruch des Eids ist die Exkommunikation.

ABLAUF DER PAPSTWAHL


Das Konklave wird mit einer Messe und Gebeten eröffnet. Die Kardinäle stimmen mit Stimmzetteln in geheimer Wahl ab; eine Enthaltung ist nicht erlaubt. Nötig ist eine Zweidrittelmehrheit. Nach einer von Benedikt XVI. erlassenen Regeländerung ist die Zweidrittelmehrheit zwingend - egal, wie viele Wahlgänge dafür angesetzt werden müssen. Die früheren Regeln sahen vor, dass sich die Kardinäle nach mehreren erfolglosen Wahlgängen darauf einigen konnten, statt der Zweidrittel- nur noch die absolute Mehrheit als Grenze für Wahl eines neuen Papsts anzusetzen.

VERFAHREN NACH DER PAPSTWAHL


Der Kardinaldekan oder ein Stellvertreter fragt den Gewählten, ob er das Amt annimmt und welchen Namen er als Papst tragen möchte. Da der 85-jährige Sodano aus Altersgründen nicht mehr am Konklave teilnehmen darf, übernimmt die Aufgabe Kardinalkämmerer Tarcisio Bertone als ranghöchster Kardinal im Konklave - vorausgesetzt, er wird nicht selbst zum Papst gewählt. Im sogenannten Raum der Tränen legt sich der neue Papst nach der Wahl allein die päpstlichen Gewänder an und kann dabei seinen Gefühlen noch einmal freien Lauf lassen. Im nächsten Schritt schwören die Kardinäle dem neuen Papst in der Sixtina die Treue.


INFORMATION DER ÖFFENTLICHKEIT


Solange sich die Kardinäle nicht auf einen Papst einigen können, werden die Stimmzettel aus jedem Wahlgang zusammen mit einem chemischen Zusatz verbrannt, so dass schwarzer Rauch aus einem Rohr auf der Kapelle emporsteigt. Ist dagegen ein neuer Papst gewählt, steigt weißer Rauch auf, zudem läuten die Glocken der Peterskirche. Der Kardinalprotodiakon, derzeit der Franzose Jean-Louis Tauran, tritt später auf den Hauptbalkon der Peterskirche und verkündet: "Habemus Papam" ("Wir haben einen Papst"). Anschließend tritt der neue Papst auf den Balkon und spricht den Segen "Urbi et Orbi" ("Der Stadt und dem Erdkreis").
 

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