Sozialdemokrat verspricht das Land 'zur Normalität' zurückzuführen und das "Ungeheuer" der Korruption zu bekämpfen.
Zagreb. Der frühere kroatische Premier Zoran Milanovic kehrt in die kroatische Politik als Staatspräsident zurück. Im Jahr 2016 hatte er sich nach Misserfolgen seiner Sozialdemokraten (SDP) aus der Politik zurückgezogen. In der Stichwahl am Sonntag hat er die konservative amtierende Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic geschlagen.
Der 53-jähriger Kandidat der oppositionellen SDP, der von einem Dutzend weiterer Parteien unterstützt wurde, versprach im Wahlkampf, das Land zurück zur "Normalität" zu führen. Er setze sich für ein modernes Land ein, das sich nicht mehr mit Vergangenheit beschäftigt und sich für eine unabhängige Justiz, Frauenrechte und eine Außenpolitik mit klaren Standpunkten stark mache.
Milanovic hat die erste Wahlrunde vor zwei Wochen knapp gewonnen. Das war zwar ein psychologischer Vorteil für die Stichwahl, die Favoritenrolle hat er dadurch aber trotzdem nicht eingenommen, was einen erbitterten Wahlkampfendspurt zur Folge hatte. Milanovic kündigte an, als Präsident ein Verteidiger der Verfassung zu sein, alle Bürger gleich zu behandeln und gegen die Korruption zu kämpfen, die sich unter den konservativen Regierungen der HDZ-Partei und der konservativen Präsidentin nach seinen Worten als ein Ungeheuer verbreitet habe.
Sein Slogan: "Präsident mit Charakter"
Er trat mit dem Slogan "Präsident mit Charakter" auf. Viele Kroaten fanden das wegen seiner bekannten schwierigen Charakterzüge amüsant. Eingebildet, arrogant, aggressiv, undiplomatisch, frech - das sind die häufigsten Beschreibungen des Ex-Premiers. Er räumte seine persönlichen Makel auch ein, versuchte sich damit aber als Gegenpol zur aktuellen Präsidentin zu positionieren, der er Prinzipienlosigkeit vorwarf.
In den hitzigen TV-Duellen, die alle in der letzten Woche vor der Stichwahl stattgefunden haben, entpuppte sich Milanovics starker Charakter beinahe als Hindernis. In der ersten Diskussion trat er arrogant, aggressiv und nervös auf und hinterließ trotz inhaltlicher Überlegenheit einen deutlich schlechteren Eindruck als die Präsidentin, die sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. In den zwei weiteren Debatten konnte er kontrollierter auftreten - auch als er viele Kritik rund um seine Regierungszeit einstecken musste.
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Milanovic ist im Jahr 2011 mit 45 Jahren der jüngste Premier Kroatiens geworden. Während seiner Amtszeit ist Kroatien 2013 der EU beigetreten. Die SDP hat 2015 die Wahl gegen die HDZ verloren, auch bei der vorgezogenen Parlamentswahl ein Jahr später konnten die Sozialdemokraten keinen Wahlerfolg verzeichnen. Daraufhin zog sich Milanovic als Parteichef zurück und gründete eine Beratungsfirma.
Der studierte Jurist Milanovic war seit 1993 Diplomat im Außenministerium. Im Jahr 1999 wurde er SDP-Mitglied, davor gehörte er keiner Partei an. Im Jahr 2004 wurde er in die SDP-Parteiführung gewählt, wo er unter anderem die Öffentlichkeitsarbeit übernahm. Bei einigen Fernsehauftritten präsentierte er sich als hervorragender Redner und wurde bald zu einem der Gesichter der SDP. Nach dem Tod des langjährigen Parteivorsitzenden Ivica Racan 2007 wurde er Chef der SDP.