Biden und Sanders nun Kopf an Kopf. Aber: Biden ist jetzt Favorit für Kandidatur gegen Trump
Der von vielen mit Spannung erwartete Super Tuesday - der wichtigste Vorwahl-Tag der Demokraten - wurde zu einer der dramatischsten Wahl-Schlachten der US-Geschichte.
Der "Linksaußen" der Demokraten, Bernie Sanders, der in dieser Nacht eigentlich seine Nominierung als Spitzenkandidat der Demokraten sichern wollte, wurde regelrecht entzaubert. Er gewann statt der erhofften 10 nur 4 von 14 Staaten.
Stattdessen gab es eines der eindrucksvollsten Comebacks der Polit-Geschichte: Joe Biden, der 78-jährige Vizepräsident der Obama-Ära, der nach den ersten Vorwahlen "erledigt" schien und kurz vor der Aufgabe stand, feierte einen Triumph.
Unterstützt von zwei Kandidaten, die in den letzten 72 Stunden aus dem Rennen ausgestiegen waren - Pete Buttigieg und Amy Klobuchar -, gewann Biden 8 der 14 Staaten (zuletzt sogar noch das bis zur letzten Sekunde auf der Kippe stehende, extrem wichtige Texas).
Joe Biden feierte wahre Erdrutsch-Siege im von schwarzen Wählern geprägten Süden der USA: Alabama, Virginia, North Dakota, Tennessee oder Arkansas und siegte sensationell auch in Ost-Staaten wie Massachusetts.
Bernie Sanders dagegen gewann neben seinem Heimat-Staat Vermont nur den Westen mit Utah, Colorado und dem wichtigsten, weil größten Staat Kalifornien - Kalifornien aber mit viel weniger Vorsprung als erwartet.
Es sieht ganz danach aus, als würde Biden - völlig überraschend - eine knappe Mehrheit der Delegierten schaffen.
Damit wird aus dem vor 72 Stunden noch hoffnungslos abgeschlagenen Joe Biden plötzlich der große Favorit für die Kandidatur der Demokraten. Mit den noch ausständigen Wahlen sowie den Stimmen der Super-Delegierten, die alle für ihn sind, steuert Biden auf eine klare Mehrheit am Konvent der Demokraten im Juli hin.
Damit wird die US-Wahl im November 2020 zu einem Duell der beiden 78-jährigen Polit-Schwergewichte Trump und Biden.
Der Vizepräsident von Obama steigt gegen den umstrittensten US-Präsidenten aller Zeiten in den Ring.
Joe Biden ist das Gegenteil von Trump: Sehr zurückhaltend, fast still, sympathisch, politisch sehr erfahren, kein Polterer, sondern ein Denker - vom Typ her ganz der "liebe Opa".
Das Duell Biden gegen Trump wird allerdings ein Hass-Duell der Sonderklasse: Die "Biden-Affäre" sollte ja zum "Impeachment" und Sturz von Trump führen. Trump hasst Biden bis aufs Blut - und umgekehrt.
Das Duell Sanders gegen Trump - Linksaußen gegen Rechtsaußen - wird es nun wohl nicht mehr geben. Der Absturz von Sanders am Super Tuesday ist auch darauf zurückzuführen, dass ihm die US-Wähler wegen seiner "sozialistischen" Ideen keine Chance bei der Wahl gegen Trump geben.
Gescheitert sind gestern auch zwei weitere Kandidaten der Demokraten: Elizabeth Warren wurde ebenso entzaubert wie Michael Bloomberg, der in den letzten vier Wochen 600 Millionen (!) Dollar in Werbespots investiert hat, damit aber keinen Erfolg hatte. Joe Biden besiegte ihn mit weniger als 2 Millionen Werbebudget. Was beweist: Mit Geld kann man sich das Weiße Haus - Gott sei Dank - nicht mehr kaufen...
Das Ergebnis auf einen Blick
© APA
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