Gewaltige Explosion

Taliban greifen deutsches Konsulat in Afghanistan an

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Zwei Tote - Österreichische Soldaten nicht betroffen.

Radikalislamische Taliban haben in der Nacht auf Freitag das deutsche Generalkonsulat in der nordafghanischen Stadt Mazar-i-Sharif angegriffen. Vor dem Gebäude sei eine Autobombe gezündet worden, teilte ein Provinzsprecher mit. Mindestens 30 Menschen seien verletzt worden. In Mazar-i-Sharif sind auch österreichische Soldaten stationiert.

Ein Twitter-User hat Handy-Bilder von der Explosion gemacht:

 


 


Die Explosion wurde auch von einem NATO-Sprecher bestätigt. Der Provinzsprecher sagte, dass die Taliban ein großes Fahrzeug in eine Wand des Konsulatsgeländes gerammt hätten. Die Explosion sei so schwer gewesen, dass viele Fenster in Gebäuden im Umkreis zerbrochen sein. Dies habe die meisten Verletzungen verursacht. Medienberichten zufolge fiel in der Stadt auch der Strom aus.

Mirza Mohammad, ein Anrainer, sagte, einige Minuten nach der Explosion seien Schüsse gefallen. Er habe die Rufe "Allah-u Akbar" (Gott ist groß) gehört. Dann sei es still geworden. Laut dem Provinzsprecher wurde der Tatort abgeriegelt, das Sicherheitspersonal des Konsulats habe afghanischen Sicherheitskräften den Zutritt zum Gelände verweigert.

Bundesheer-Soldaten wohl nicht betroffen

Das Bundesheer hat derzeit keine Hinweise darauf, dass auch österreichische Soldaten von der gewaltigen Explosion im nordafghanischen Mazar-i-Sharif betroffen gewesen sind. Der Anschlagsort und das Camp, in dem die drei Gebirgsjäger stationiert sind, seien nämlich "örtlich weit getrennt", sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Michael Bauer, am Donnerstagabend der APA.

Die Soldaten dürften das Camp zudem in der Nacht nicht verlassen, erläuterte Bauer. Die Explosion vor dem deutschen Generalkonsulat hatte sich nach Einbruch der Dunkelheit ereignet. Einem Provinzsprecher zufolge brachten die Täter vor dem Gebäude eine Autobombe zur Explosion, Augenzeugen berichteten daraufhin auch von Gewehrfeuer. Dem Sprecher zufolge wurden mindestens 30 Menschen verletzt, hauptsächlich durch zerborstene Fensterscheiben.

In Mazar-i-Sharif nehmen seit Mitte Oktober drei Gebirgsjäger des Bundesheeres an einer von Deutschland geführten Ausbildungs- und Trainingsmission für afghanische Soldaten teil. Das Verteidigungsministerium begründet den Einsatz unter anderem damit, dass durch die Stabilisierung Afghanistans die Fluchtursachen bekämpft werden.

Taliban bekannten sich zu Anschlag

Die Taliban bekannten sich zu der Tat. In zunächst unbestätigten Berichten hieß es dazu weiter, der Angriff sei als Vergeltung für einen Luftangriff in der nordafghanischen Provinz Kunduz erfolgt.

Vor einer Woche waren dort bei einem mutmaßlichen NATO-Luftangriff auf radikalislamische Taliban mehr als 30 Zivilisten getötet worden. 19 weitere wurden verletzt. Der Angriff löste international Kritik aus. Der Tod von Zivilisten sei nicht hinnehmbar und untergrabe die Bemühungen zum Aufbau von Frieden und Stabilität in dem Land, sagte der UN-Beauftragte für Afghanistan, Tadamichi Yamamoto, am Montag.

In Mazar-i-Sharif nehmen seit Mitte Oktober mehrere Gebirgsjäger des Bundesheeres an einer von Deutschland geführten Ausbildungs- und Trainingsmission für afghanische Soldaten teil. Das Verteidigungsministerium begründet den Einsatz unter anderem damit, dass durch die Stabilisierung Afghanistans die Fluchtursachen bekämpft werden.

Die NATO hatte ihren Kampfeinsatz in Afghanistan Ende 2014 offiziell beendet und den afghanischen Sicherheitskräften die Verantwortung für die Sicherheit übergeben. Die verbleibenden Truppen konzentrierten sich seitdem auf Ausbildung, Beratung und Unterstützung von Anti-Terror-Einsätzen. Mehrere Rückschläge im Kampf gegen die Taliban ließen aber Zweifel an der Schlagkraft der afghanischen Polizei und Armee aufkommen.
 


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