Umstritten

Top-Politikerin fordert Erleichterung beim Abschuss von 'Problemwölfen'

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Der Hintergrund für diese Diskussion ist ein jüngster Vorfall, bei dem ein Wolfsangriff auf eine Weide 55 Schafe tötete und 37 weitere schwer verletzte. Selbst ein 1,20 Meter hoher Schutzzaun konnte die Tiere nicht vor den Angriffen schützen.

Die Debatte über den Umgang mit problematischen Wölfen in Deutschland erreicht einen neuen Höhepunkt, da Bundesumweltministerin Steffi Lemke von den Grünen eine Kontroverse auslöst. In einem Interview mit der WELT äußerte Lemke ihre Absicht, den Abschuss von Wölfen nach Nutztierrissen zu erleichtern, um Weidetiere wie Schafe besser zu schützen.

Häufig Probleme

Lemke betonte die Dringlichkeit dieser Maßnahme, indem sie erklärte: "Wenn Dutzende Schafe gerissen werden und verendet auf der Weide liegen, dann ist das eine Tragödie für jeden Weidetierhalter und eine ganz große Belastung für die Betroffenen. Daher brauchen sie mehr Unterstützung und Sicherheit."

Diese Ankündigung steht im Gegensatz zur bisherigen Politik, die strengen internationalen und nationalen Gesetzen folgt und Wölfen den höchsten Schutzstatus gewährt. Bislang war ein Abschuss nur in Ausnahmefällen möglich, wie etwa bei akuter Gefahr für Menschen. Lemke plant jedoch, diese Regelungen zu überarbeiten und den Abschuss von Problem-Wölfen zu erleichtern.

Mehr als 50 Tote Schafe

Auch Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil von der SPD setzt sich auf EU-Ebene für Erleichterungen bei der Jagd auf Problem-Wölfe ein. Er betonte, dass europäische Regeln regional angepasst werden sollten, um praktikable Lösungen zu ermöglichen.

Der Hintergrund für diese Diskussion ist ein jüngster Vorfall in Niedersachsen, bei dem ein Wolfsangriff auf eine Weide 55 Schafe tötete und 37 weitere schwer verletzte. Selbst ein 1,20 Meter hoher Schutzzaun konnte die Tiere nicht vor den Angriffen schützen.

Proteste in Kärnten

Mitglieder des Vereins gegen Tierfabriken (VGT) haben am Montagvormittag einen Herdenschutzzaun vor der Kärntner Landesregierung aufgestellt, um erneut gegen die im Bundesland geltende Wolfsverordnung zu protestieren. In Kombination mit Behirtung und Herdenschutzhunden sei ein solcher Zaun die beste Maßnahme gegen Wölfe, so die Tierschützer. "Der beste Herdenschutz sind und bleiben Abschüsse", konterte hingegen die Landwirtschaftskammer.

Man wolle den Mitgliedern der Landesregierung zeigen, wie so ein Zaun aussehe, denn offensichtlich kenne man diese Maßnahme nicht, erklärte VGT-Obmann Martin Balluch am Montag. Der stromführende Zaun sei wirksam gegen Wölfe, die Aufstellung würde noch dazu von der EU gefördert. Bei der Protestveranstaltung, bei der ein Teil des Eingangsbereiches der Regierung durch den Zaun blockiert wurde, äußerten die Tierschützer auch die Hoffnung, dass die geltende Wolfsverordnung aufgehoben würde - bis das so weit sei, würden aber weiterhin Wölfe abgeschossen werden.

Neues Gesetzt bereits in Kraft

Die Kärntner Landwirtschaftskammer konnte der Aktion offensichtlich wenig abgewinnen: Dass Herdenschutz auf Almen funktioniere, sei "ein Märchen" - Wölfe seien "geschickte Jäger, die rasch lernen Herdenschutzmaßnahmen zu überwinden". Und in Kärnten würden die Kosten des Herdenschutzes den Wert der zu schützenden Schafe bei weitem übersteigen.

Kärnten hatte Anfang 2022 als erstes österreichisches Bundesland die Jagd auf den Wolf wesentlich erleichtert: In einer Verordnung wurde festgelegt, ab wie vielen gerissenen Weidetieren ein Wolf als "Schadwolf" gilt, beziehungsweise ab wann es sich um einen "Risikowolf" handelt - etwa wenn sich ein Tier wiederholt in besiedeltes Gebiet wagt. Seit Inkrafttreten wurden sechs Wölfe in Kärnten verordnungskonform getötet.

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