Donald Trump will im Turbo-Tempo sein Land und die Welt neu ordnen -doch jetzt stößt er an erste Grenzen
Washington. "Amerika ist zurück", erklärte der 78-Jährige bei der Kongressrede am Dienstag (mit 99 Minuten die längste jemals): Er sprach von einer "Aufbruchsstimmung", einer "Rückkehr des American Dream", dem Anbruch eines "goldenen Zeitalters".
Grenze dicht, Klima-Projekte gekillt
Mangelnden Tatendrang kann ihm niemand vorwerfen: Trump schloss die Grenze, begann verstärkte Abschiebungen. Er ging mit Verordnungen gegen die Woke-Ideologie vor. "Drill, Baby drill!" Heißt die Stoßrichtung bei der Energiepolitik: Öl-und Gas wird gefördert, teure Klima-Projekte gekillt. Unterdessen wütete sein Effizienz-Beauftragter,
"Buddy-in-Chief" Elon Musk, mit Feuerungswellen quer durch Ministerien und Behörden.
Ukraine. Knüppeldick auch die Außenpolitik: Trump streicht Entwicklungshilfe, nähert sich Moskau an, demütigt Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj (auch wenn es zuletzt wieder eine leichte Annäherung gab) und fror Militärhilfen für das Kriegsland ein. Aus Gaza will Trump eine Palästinenser-lose Resort-Stadt machen. Er schielt weiter auf Grönland und den Panama-Kanal. Mit dem Schwingen des Zoll-Hammers startete er Handelskriege mit Kanada, Mexiko und China. Europa muss nächsten Monat zittern.
Sicher, es gibt einige frühe Erfolge dieser Brachial-Politik: Die unter Vorgänger Joe Biden außer Kontrolle geratenen Migrationsströme wurden kalt gestoppt. Mexiko lieferte 29 Drogenkartell-Führer an die USA aus. Der Drahtzieher der Terror-Attacke beim US-Abzug aus Afghanistan 2021 (13 Tote US-Soldaten) ist gefasst.
Trumps Rambo-Stil stößt an Grenzen
Kanada-Wut. Aber klar wird auch: Trumps Rambo-Stil und das "Mobbing" durch eine Supermacht auf Steroiden stößt an ihre Grenzen. Besonders in Kanada kocht die Wut wegen des Zoll-Zoffs hoch, weil man sich als Nachbar und Freund verstand. Der Premier der Provinz Ontario, Doug Ford (60), drohte sogar, die Stromversorgung in US-Staaten zu kappen. Ein alarmiertes Europa rüstet hektisch wegen der nun brüchigen transatlantischen Achse auf.
Zölle-Vorstoß gerät zum Fiasko
Preissteigerungen. Und apropos Zölle: der Vorstoß gerät zum Fiasko. Nachdem sich massive Preissteigerungen in den USA abzeichneten (Autos, Benzin, Lebensmittel, Elektronik), knickte Trump ein: Die 25-Prozent-Strafzölle gegen Kanada und Mexiko wurden bei mehr als der Hälfte der Waren jetzt für einen Monat auf Eis gelegt.
Trump legt Musk jetzt an die Leine
Und dramatisch: Trump legte Musk brutal an die Leine. Er stellte klar, der Tech-Milliardär habe kein Recht, Beamte zu feuern. Das müssten die Minister selbst entscheiden. Auf "Social Media" legte Trump nach: Bei der Verschlankung der Regierung sei "ein Skalpell nötig, keine Axt". Gerade erst feierte sich Musk bei einem Auftritt mit einer Kettensäge als Bürokratie-Schlächter. Jetzt muss er selbst um seinen Job bangen.
Der zuerst so selbstsichere neue US-Präsident Donald Trump wirkt plötzlich wankelmütig, sein Stil chaotisch. Sein nicht ganz kritisches Umfeld lobt jedoch seine politische Instinkte: Er würde sich nicht verrennen, sondern den Kurs, wenn nötig, höchstens anpassen.