Moskau-Terror

Ukraine-Anschuldigung: Terror-Experte erklärt im ORF Putin-Rückzieher

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Am Montagabend war der deutsche Terror-Forscher Peter Neumann vom King's College London bei Armin Wolf in der "ZiB2" zu Gast. 

Laut dem Terror-Forscher Peter Neumann habe der russische Präsident Wladimir Putin nun selbst realisiert, dass die Anschuldigung, die Ukraine stecke hinter dem Moskau-Terror, völlig unplausibel sei. Daher mache er nun "radikale Islamisten" hauptverantwortlich und wolle damit offenbar eine "Achse des Bösen" gegen Russland konstruieren. "Alle seine Feinde stecken unter einer Decke", so die Doktrin laut Neumann. Dennoch sehe Putin noch immer eine Involvierung der Ukraine in dem grausamen Terror-Angriff. Putin argumentiere, dass die Ukraine mit Dschihadisten zusammenarbeitet.  

Auf die Frage Wolfs, ob eine Ukraine-Verbindung denn irgendwie plausibel sei, meinte Neumann, es gebe "keinerlei Beweise". Der Zweck hinter Putins Anschuldigungen sei es, "Zweifel zu säen".

Wurden IS-Attentäter bezahlt?

Wolf erklärte, einige der mutmaßlichen Attentäter, die verhaftet wurden, hätten behauptet, sie hätten Geld für den Terrorakt erhalten. Neumann: "Man weiß nicht unter welchen Bedingungen diese Geständnisse zusammenkommen sind". Wie von oe24 berichtet, wurden die verhafteten IS-Attentäter offenbar gefoltert. "Ob die (Täter, Anm.) was bezahlt bekommen haben oder was versprochen bekommen haben, wissen wir nicht", so Neumann.

"Waren die jetzt Verhafteten, wirklich die Attentäter?", wollte Wolf wissen. "Ich glaube das schon." Das habe auch eine Recherche von "Bellingcat" und "Russia Insider" ergeben, erklärte Neumann. Hierfür sei auch die Kleidung der Täter aus den Videos mit der Kleidung der Verhafteten abgeglichen worden.

Anschließend wollte Wolf wissen, warum Neumann - als einer der Ersten - den IS bzw. den Ableger ISPK hinter dem Terroranschlag wissen wollte. Immerhin handelte sich nicht um einen Selbstmordanschlag. Neumann erläuterte, dass einerseits der IS "relativ früh ein Bekennerschreiben" veröffentlichte, welches auch "von mir und meinen Kollegen verifiziert wurde". Und andererseits wurde zudem ein Video der Tat veröffentlicht, "also Täterwissen". Dies sei genug, "um die Täterschaft zu beweisen". 

"Kommando-Operation" statt "Märtyrer-Operation" 

Neumann erklärte zudem, warum es beim IS nicht zwingend ein Selbstmordattentat sein müsse. Es gebe zwei verschiedene Operationen: "Märtyrer-Operationen", also mit der Intention in die Tat gehen, sich selbst umzubringen. Und "Kommando-Operationen": "So viele Menschen töten wie möglich, bevor man selbst getötet wird oder man flüchten kann." So etwas habe es auch schon früher gegeben und "offenbar hier auch".  

Das Ziel der ISPK sei es laut Neumann Macht und Aufmerksamkeit zu generieren. Durch "spektakuläre Anschläge auf Zivilisten" wolle man "berühmt" werden, um als Führungsgruppe im IS wahrgenommen zu werden. 

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