Immer mehr Kreml-Mitarbeiter gehen auf Distanz zu Putin. Im Hintergrund läuft bereits ein erbitterter Machtkampf.
Drei Monate nach Kriegsbeginn konnten die russischen Truppen die selbst gesteckten Ziele in der Ukraine weiterhin nicht erreichen. Mit zunehmenden Opferzahlen wächst auch der Unmut in Moskau – immer mehr Vertraute gehen jetzt auf Distanz zu Wladimir Putin.
"Putin hat es vermasselt"
Wie das gewöhnlich gut informierte Onlineportal "Meduza" berichtet, hat der russische Präsident inzwischen sowohl Hardliner als auch Liberale mittlerweile gegen sich aufgebracht. Die Falken kritisieren die ausbleibende Generalmobilmachung, die Tauben beklagen die verheerenden Folgen der westlichen Sanktionen.
Dem Bericht zufolge tobt im Hintergrund bereits ein Machtkampf um die Nachfolge. „Her geht es nicht darum, dass sie Putin jetzt stürzen wollen und ein Putsch vorbereitet wird. Aber es gibt die Übereinkunft und den Wunsch, dass er in absehbarer Zeit den Staat nicht mehr regieren wird. Der Präsident hat es vermasselt.“
Als mögliche Nachfolger wurde zuletzt etwa der ehemalige FSB-Chef Nikolai Platonowitsch Patruschew genannt. Laut „Meduza“ bringen sich aber auch der Moskauer Bürgermeister Sergei Sobjanin und der erste stellvertretende Leiter der Präsidialverwaltung Sergei Kirijenko in Stellung. Laut Verfassung würde bei einem Rückzug Putins Premierminister Michail Wladimirowitsch Mischustin provisorisch übernehmen.