Watling und Reynolds glauben, dass Putin am 9. Mai nicht den ''Sieg'' feiern, sondern ein Inferno losbrechen lassen will.
Ukraine. Der 9. Mai ist ein russischer Feiertag, an dem Russland den Sieg über Nazi-Deutschland feiert. Viele Experten gehen davon aus, dass Präsident Wladimir Putin (69) an diesem Tag den "Sieg" gegen die Ukraine verkünden will. Er brauche einen militärischen Erfolg, um seine Macht zu stärken. Allerdings verdichten sich die Anzeichen, dass der 9. Mai gar nicht der Tag des Sieges sein soll, sondern der Tag der großen Mobilisierung.
Eine Theorie, die etwa die beiden Kriegsforscher Jack Watling und Nick Reynolds vom Royal United Services Institute (RUSI) teilen. Sie gehen in ihrer neusten Studie zur russischen "Operation Z" in der Ukraine von einem anderen Szenario aus. "Der 9. Mai hat sich von einer Deadline für den Sieg in einen Beginn einer riesigen Mobilisierung gewandelt", schreiben die beiden.
Die russische Führung habe erkannt, dass sie Zeit brauche, um ihre Ziele im Osten und Süden der Ukraine zu verwirklichen. Dafür brauche man eine Großoffensive im Sommer, heißt es. "Der 9. Mai könnte der Tag sein, an dem die russische Führung nicht mehr von einer 'militärischen Spezialoperation' spricht, sondern von 'Krieg'."
"Stellvertreterkrieg in der Ukraine"
Laut Watling und Reynolds werde in Russland aktuell bereits die Rhetorik verändert. Es gehe nicht mehr um einen Konflikt mit der Ukraine. Es gehe in den Aussagen der russischen Spitze längst um einen Konflikt mit der Nato. So betonte Außenminister Lawrow jüngst, die Nato führe "einen Stellvertreterkrieg in der Ukraine".
Zudem sei zu beobachten, dass Russland sich - auch ökonomisch - auf einen langen Krieg einstelle.