Besetztes Atomkraftwerk

Russland berichtet von Drohnenangriff auf AKW Saporischschja

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Die Drohne sei abgeschossen worden und auf die Sicherheitshülle über einem Reaktor gefallen, meldete die Besatzungsverwaltung der Stadt Enerhodar am Sonntag nach Angaben russischer Agenturen.

Kiew (Kyjiw)/Moskau. Russische Truppen haben von einem ukrainischen Angriff mit einer bewaffneten Drohne auf das besetzte Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine berichtet. Die Drohne sei abgeschossen worden und auf die Sicherheitshülle über einem Reaktor gefallen, meldete die Besatzungsverwaltung der Stadt Enerhodar am Sonntag nach Angaben russischer Agenturen. Die Sprengstoffladung sei detoniert, ohne Schaden anzurichten. Die Angaben waren nicht unabhängig zu überprüfen.

Die russische Seite unterstellte, dass die Drohne ein Lager für abgebrannte Brennstäbe angreifen sollte. Das größte Atomkraftwerk Europas wurde schon kurz nach Beginn des Kriegs im März von russischen Truppen besetzt. Seit Wochen wird es immer wieder beschossen, wofür sich beide Seiten gegenseitig verantwortlich machen. Die Internationale Atomenergiebehörde will ein Expertenteam in das AKW schicken, wartet aber noch immer auf die erforderlichen Sicherheitsgarantien.

Militärobjekt im Kreis Sarny getroffen

Das Gebiet Riwne im Norden der Ukraine wurde nach Behördenangaben am Sonntagabend von Russland mit Raketen angegriffen. Im Kreis Sarny sei ein Militärobjekt getroffen worden, teilte Gebietschef Witalij Kowal auf Telegram mit. Auch ein Wohnhaus sei beschädigt worden, sagte Bürgermeister Ruslan Serpeninow. Angaben über mögliche Opfer gab es nicht. Die Informationen ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Aktivisten aus dem Nachbarland Belarus brachten den Angriff in Zusammenhang mit dem Start mehrerer russischer Kampfflugzeuge von Flugplätzen in Belarus. Der dortige Machthaber Alexander Lukaschenko stellt den russischen Truppen sein Land als Aufmarschgebiet gegen die Ukraine zur Verfügung.

Im Zentrum der ostukrainischen Großstadt Charkiw schlugen am Sonntagabend zwei Raketen ein, wie Bürgermeister Ihor Terechow mitteilte. Ein Verwaltungsgebäude sei zerstört worden. Auch dort gab es zunächst keine Angaben über Opfer.

Russische Sturmangriffe abgewehrt 

Die ukrainische Armee wehrte nach eigenen Angaben an mehreren Stellen im Osten des Landes russische Sturmangriffe ab. Dazu zählte das Dorf Wessela Dolyna bei der Stadt Bachmut im Donbass, wie der ukrainische Generalstab am Sonntag in seinem Abendbericht mitteilte. Der russische Angriff steckt seit Wochen ohne große Fortschritte vor Bachmut fest. Die Angaben der beiden Kriegsparteien lassen sich von unabhängiger Seite zunächst kaum überprüfen.

Nordwestlich der Großstadt Donezk versuchten demnach prorussische Separatisten und russische Truppen, das Dorf Perwomajske anzugreifen. Auch dieser Angriff sei abgewehrt worden, so der Generalstab. In jener Region hatte die Ukraine zuletzt die Kontrolle über den Donezker Vorort Pisky verloren.

Dutzende Orte entlang der mehr als 2000 Kilometer langen Frontlinie seien am Sonntag von russischer Panzern, Rohr- und Raketenartillerie beschossen worden, hieß es weiter aus Kiew. An mehreren Stellen der Front verzeichnete der Generalstab Erkundungsflüge russischer Drohnen.

Selenskyj beriet mit Spitzen von Militär und Sicherheitsapparat

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beriet mit den Spitzen von Militär und Sicherheitsapparat über die nächsten Schritte im Krieg gegen Russland. Das teilte das Präsidialamt in Kiew mit. Selenskyj ging auch in seiner abendlichen Videoansprache auf die Sitzung ein. Details nannte er nicht, kündigte jedoch an: "Die Besatzer werden die Folgen spüren, in den weiteren Aktionen unserer Verteidiger." Kein Angriff auf ukrainische Städte werde unbeantwortet bleiben.

"Saporischschja, Orichiw, Charkiw, Donbass - sie werden für alle eine Antwort bekommen", sagte Selenskyj. Nach Angaben des Präsidialamtes ging es um bei dem Treffen um die Lage an der Front, den Bedarf der Armee und die Koordination mit internationalen Partnern. "Wir haben keine unserer Städte und keinen einzigen Menschen vergessen und werden sie auch nicht vergessen", sagte Selenskyj. Er nannte besonders die Bergbau- und Stahlstadt Donezk, die seit 2014 von aus Moskau gesteuerten Separatisten beherrscht wird. "Das stolze und glorreiche ukrainische Donezk wurde von der russischen Besatzung gedemütigt und ausgeraubt", sagte der Präsident. Die Ukraine werde Donezk, Mariupol und alle Städte des Donbass zurückholen.

Russland steuert unterdessen weiter auf einen Anschluss der besetzten Gebiete in der Ukraine mithilfe von Volksabstimmungen zu. Der ranghohe Kreml-Beamte Sergej Kirijenko stellte am Sonntag eine Zahl in den Raum, wonach in den prorussischen Separatistengebieten Donezk und Luhansk 91 bis 92 Prozent der Bevölkerung für einen Beitritt zu Russland seien. In den seit Februar eroberten Gebieten Cherson und Saporischschja seien es 75 bis 77 Prozent. Kirijenko bezog sich dabei Umfragen in der Region.

"Die Entscheidung steht an"

"Die Entscheidung steht an", sagte der Vizechef des Präsidialamtes der Agentur Tass zufolge. Präsident Wladimir Putin habe immer gesagt, dass die Entscheidung bei den Menschen in der Region liege, und Russland deren Wahl achten werde.

In russischen wie ukrainischen Medien wird immer wieder über Volksabstimmungen in den besetzten Gebieten im September spekuliert. Ausländische Experten sehen den Kreml unter Zeitdruck. Die Volksrepublik Donezk soll eigentlich in den Grenzen eingegliedert werden, in denen Russland sie als unabhängiger Staat anerkannt hat. Doch ein großer Teil des Gebiets wird noch von ukrainischen Truppen verteidigt. Sollte die Ukraine eine Gegenoffensive in Cherson beginnen, drohen dort eroberte Gebiete wieder verloren zu gehen.

Das russische Online-Portal Medusa, das aus Lettland agiert, berichtete unter Berufung auf Quellen im Kreml, dass die Zustimmung für einen Beitritt viel niedriger liege. Bei den Umfragen in den besetzten Gebieten hätten sich etwa 30 Prozent für Russland ausgesprochen und genau so viele dagegen. Der Rest habe keine Angaben gemacht.

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