Antikriegsgraffiti

Russische Botschaft über "Vandalenakt" empört

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Empörung "bis in die Tiefen der Seele" wegen "Putin" und "No war" auf Zaun um orthodoxe Kirche von Oligarch Deripaska 

Die russische Botschaft in Wien hat am Dienstagabend empört auf ein Antikriegsgraffiti reagiert, dass Unbekannte auf dem Zaun einer russisch-orthodoxen Kirche im niederösterreichischen Laa an der Thaya hinterlassen haben. Kurze Zeit später zeigte sich die Botschaft zudem "tief enttäuscht" darüber, dass russische Diplomaten von einer traditionellen Gedenkfeier anlässlich der Befreiung des KZ Mauthausen ausgeladen worden waren.

 

  

 

"Wir sind bis in die Tiefen der Seele über einen Vandalenakt in Bezug auf die orthodoxe Kirche in Laa an der Thaya vom 19. April 2022 empört, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu sowjetischen Kriegsgräbern befindet", schrieb die russische Botschaft in sozialen Netzwerken. Man erachte diese "feige Aktion" im Vorfeld des orthodoxen Osterfests als "besonders zynische Verachtung" der Gefühle von Gläubigen und der Erinnerung an Rotarmisten, die ihr Leben für die Befreiung von Europa und Österreich vom Nazismus gegeben hätten.

"Stop war"

Laut einem von der Botschaft veröffentlichten Foto war die mit finanzieller Unterstützung des russischen Oligarchen Oleg Deripaska 2018 errichtete Kirche nicht unmittelbar betroffen. Die mutmaßliche Sachbeschädigung mit roter Farbe bezieht sich auf zwei Betonpfeiler eines umgebenden Zauns. Der gesprayte oder gemalte Schriftzug lässt sich auf diesem Foto nur schwer erkennen, die Botschaft hat die betreffende Stelle retuschiert. Zu erkennen ist jedenfalls "Putin" und "Stop war", ein Wort ist unleserlich.

Man habe das Werk der Vandalen nicht bewerben wollen, begründete ein Botschaftssprecher am Abend auf APA-Nachfrage die Nachbearbeitung. Die authentische Veröffentlichung des Fotos hätte freilich in Russland auch als "öffentliche Verbreitung von bewusst falschen Informationen über die Verwendung der russischen Streitkräfte im Ausland" interpretiert werden und zu einem Ermittlungsverfahren gegen Botschaftsangehörige führen können. Seit einer Novelle des russischen Strafgesetzbuchs im März kann dieses Verbrechen mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden.

Emotionen zeigte die russische Botschaft aber auch am späteren Abend in einer weiteren Erklärung die sich auf die Ausladung russischer und belarussischer Diplomaten von Mauthausen-Gedenkfeiern am 15. Mai bezog. "Eine Teilnahme beider Länder wäre unvereinbar mit dem Mauthausen-Schwur der überlebenden Häftlinge und deren Wunsch nach Friede und Freiheit", hatte der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Österreich, Willi Mernyi, am Dienstag diesen Schritt mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine begründet.

"Ungeachtet der Erwägungen der politischen Konjunktur im Westen sind wir tief enttäuscht über diese Entscheidung", hieß es in der Erklärung. Man habe die Kultur der historischen Erinnerung in Österreich geschätzt, schrieb die Botschaft in der Vergangenheitsform. Die österreichische Gesellschaft habe einen langen und schweren Weg in Bezug auf das Bewusstsein der schweren Last der Verantwortung für Verbrechen in der Nazizeit zurückgelegt, erläuterte die Botschaft.

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