Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hält ein Treffen mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin für notwendig, um die russische Haltung zum Ende des Kriegs zu erörtern.
Allerdings werde bei einer solchen Begegnung keine Entscheidung über das Schicksal der besetzen ukrainische Gebiete möglich sein, sagte Selenskyj einer Meldung der Agentur Interfax zufolge in einem TV-Interview. Zudem rief er zum Widerstand auf, über Absprachen mit Moskau will er abstimmen lassen.
In einer am Montagabend verbreiteten Videobotschaft appellierte Selenskyj an die Ukrainer, alles zu tun, um den Staat zu schützen. "Um unser Volk zu retten. Kämpft. Kämpft und helft!" Der in Kiew ausharrende Staatschef rief dazu auf, die "Eindringlinge" zu vertreiben. "Damit die Ukraine lebt, und wir alle gemeinsam mit ihr, frei und in Frieden."
In seiner Ansprache an das "große Volk der großen Ukraine" bezeichnete Selenskyj die russischen Militärs als "Touristen mit Panzern" und "Sklaven ihrer Propaganda, die ihr Bewusstsein verändert hat". Diese von Russland geschickten "Sklaven" hätten noch nie eine derartige Menge freier Menschen auf den Straßen und Plätzen erlebt. "Sie haben noch nie Tausende Menschen gesehen, die vor ihnen keine Angst haben", meinte er mit Blick auf eine Protestkundgebung von Zivilisten im besetzten Cherson, die russische Truppen am Montag nach unbestätigten Berichten mit Waffengewalt aufgelöst hatten.
Selenskyj drohte allen russischen Militärs, die sich an wehrlosen ukrainischen Zivilisten vergriffen. Auf sie warte der Trauerflor. Die Ukraine sei nicht Russland. "Widerstand muss hier nicht organisiert werden - Widerstand ist für Ukrainer eine Eigenschaft der Seele."
Über alle in Verhandlungen mit Russland erzielten Vereinbarungen will Selenskyj landesweit per Volksabstimmung entscheiden lassen. Die abschließende Form von Kompromissen mit Russland über Sicherheitsgarantien sowie über die besetzten Gebiete der Ukraine müsse in einem Referendum abgesegnet werden. Die Kriegsparteien verhandeln derzeit miteinander. Konkrete Vereinbarungen gibt es bisher noch nicht.
"Ich habe allen Verhandlungsgruppen gesagt: Wenn ihr über all die Veränderungen sprecht, selbst wenn sie historisch sind, gehen wir nirgendwo hin. Wir werden zu einem Referendum schreiten", erklärte Selenskyj. Das Volk müsse über "diese oder jene Formen" der Kompromisse zu Wort kommen. Selenskyj erteilte zugleich Ultimaten aus Russland eine grundsätzliche Absage. "Die Ukraine kann keine Ultimaten der Russischen Föderation erfüllen. Man muss uns alle vernichten. Dann wird ihr Ultimatum automatisch erfüllt."
Russland hatte am Sonntag die ukrainischen Truppen in der belagerten Hafenstadt Mariupol aufgefordert, die Waffen niederzulegen und die Stadt am Montagvormittag zu verlassen. Eine solche Kapitulation lehnte die ukrainische Führung kategorisch ab. "Es wird keine Kapitulation, kein Niederlegen der Waffen geben", betonte Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk. Das Ultimatum ließen die Ukrainer verstreichen.