Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den EU-Gipfel am Donnerstag vor nachlassender Unterstützung für sein Land gewarnt.
"Wenn Europa zögert, hat das Böse Zeit, sich umzustellen und für einen jahrelangen Krieg vorzubereiten", sagte Selenskyj in seiner Videoansprache aus einem Zug. Er besuchte am Donnerstag die teilweise von Russland besetzten Gebiete im Süden der Ukraine.
Selenskyj warnte vor fünf Gefahren, die den Krieg verlängern würden. Erstens gebe es deutliche Verzögerung bei der Lieferung von Langstreckenraketen an die Ukraine. Dadurch könne die ukrainische Armee die russischen Streitkräfte nicht bei Cherson oder Saporischschja zurückdrängen. Zweitens brauche die Ukraine auch modernere Kampfjets. Kiew hatte erst kürzlich Kampfflugzeuge des sowjetischen Typs MiG-29 von Polen und der Slowakei erhalten.
Verzögerung bei weiteren EU-Sanktionen
Drittens beklagte Selenskyj eine Verzögerung bei weiteren EU-Sanktionen gegen Russland. Die EU signalisiere der Welt nicht deutlich genug, dass die Sanktionen verstärkt würden. Dies bestärke Staaten, die sich selbst nicht an den Sanktionen beteiligten oder zur Umgehung beitragen würden. Vor allem dürfe es zu keiner Abschwächung der Sanktionen kommen, "vor allem nicht unter dem manipulativen Vorwand der Lebensmittelsicherheit", so Selenskyj.
Als vierten Punkt nannte Selenskyj seinen Friedensplan und die Absicht, einen "Friedensformel-Gipfel" zu organisieren. Er wolle diesen Gipfel schon in naher Zukunft in Kiew organisieren, doch könnten unter den gegenwärtigen Umständen viele Spitzenpolitiker nicht dorthin kommen. Der Gipfel könnte auch in einer anderen europäischen Hauptstadt stattfinden, schlug der Präsident vor. Fünftens sei die Ukraine bereit für eine Entscheidung zum Start der EU-Beitrittsverhandlungen in diesem Jahr. "Die gleiche Bereitschaft ist notwendig von allen europäischen Anführern", sagte Selenskyj den Gipfelteilnehmern.