Die Furcht vor einem erneuten wirtschaftlichen Kollaps sei in Russland groß und die Bevölkerung spüre, dass die russische Führung Russland isoliert habe, so ein Experte.
"Während in der Ukraine Krieg herrscht, geht in Moskau alles seinen gewohnten Gang - jedenfalls auf den ersten Blick. Der Kreml möchte den Anschein der Normalität wahren", schreibt Thomas Kunze, Beauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung für die Russische Föderation, in einem Gastbeitrag bei "Focus Online". Aber: "Die russische Bevölkerung ist tief gespalten und die Angst vor dem wirtschaftlichen Kollaps allgegenwärtig", so der Experte über die aktuelle Situation in Russland.
Auch wenn sich viele amerikanische und europäische Marken aus Russland zurückgezogen habe, seien die meisten Produkte nach wie vor noch zu bekommen. Dennoch sei seit dem 24. Februar vieles anders. "Lähmung und Angst vor Diktatur machen sich breit", so Kunze. "Die russische Führung, das spürt jeder, hat Russland isoliert, und die Bevölkerung ist Geisel dieser Isolation. Vor allem China wird die Situation nutzen und die Lücken füllen, die die Isolation hinterlässt."
Haltung der Bevölkerung sei gespalten
Die Haltung der russischen Bevölkerung zum Krieg sei gespalten. Es gebe viele unpolitische Menschen, die gar nicht so viel von dem, was geschieht, mitbekommen oder mitbekommen wollen.
"Doch die Zustimmung bröckelt. Umso jünger, gebildeter und näher an Großstädten wohnhaft, desto weniger verfängt die staatliche Propaganda, desto differenzierter und kritischer werden die Stimmen. Der Generationenkonflikt ist spürbar", schreibt Kunze.
"Es kann niemand sagen, ob es einen zeitnahen politischen Wechsel in Russland geben wird."