Brisante Berichte

Überraschte Putins Krieg die eigene Regierung?

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Hohe Beamte und sogar Minister sollen von der Invasion schockiert gewesen sein.

Nach wochenlangen Drohungen marschierten russische Truppen vergangenen Donnerstag in der Ukraine ein. Wie das russische Medium „Agentstvo“ berichtet, war fast niemand in die Invasions-Pläne eingebunden – auch nicht im innersten Zirkel des Kremls.

Demnach waren hochrangige Beamte oder Minister nicht auf den Einmarsch in der Ukraine vorbereitet. Einige von ihnen sollen dem Bericht zufolge sogar schockiert gewesen sein, dass man das Nachbarland wirklich angreife. Wichtige Vertraute rechneten zwar mit der Anerkennung der Separatisten-Gebiete im Osten der Ukraine, hielten aber einen Einmarsch im ganzen Land unrealistisch.

Putin: Angriff läuft wie geplant 
 

Der Angriff auf die Ukraine verläuft nach den Worten von Russlands Präsident Wladimir Putin wie geplant. "Die spezielle Militäroperation verläuft streng nach Plan. Alle Aufgaben werden erfolgreich erfüllt", sagte Putin am Donnerstag in einer Fernsehansprache. Am achten Tag des russischen Krieges in der Ukraine betonte er erneut, dass es sich um einen Kampf gegen "Neonazis" handle, von denen das Nachbarland befreit werden müsse.

Ukrainer und Russen seien "ein Volk", sagte er weiter während einer Sitzung des russischen Sicherheitsrates. Russland hatte vor einer Woche mit einem Großangriff auf die Ukraine begonnen. Russische Bodentruppen drangen anschließend binnen weniger Stunden bis in den Großraum Kiew vor, seitdem stockt der Vormarsch jedoch. Experten sehen eine hohe Moral unter den ukrainischen Soldaten und der Bevölkerung und überraschende logistische Schwierigkeiten bei der russischen Armee.

Russland verstärkte unterdessen abermals seine Luftangriffe auf Ziele in der Ukraine. Nach Angaben ukrainischer Behörden gab es auch am Donnerstag wieder Dutzende Tote - allein 33 in der Großstadt Tschernihiw, wo augenscheinlich ein Wohnblock getroffen wurde. Laut den Vereinten Nationen sind inzwischen mehr als eine Million Menschen geflüchtet, bis zu zehn Millionen könnten es nach UNO-Schätzung werden. Auch die EU-Kommission rechnet mit mehreren Millionen Kriegsflüchtlingen, die nach einem Beschluss der Mitgliedstaaten vom Donnerstag schnell und unkompliziert aufgenommen werden sollen.

Russlands Staatsführung machte wenig Hoffnung darauf, dass der militärische Druck auf die Ukraine und das Blutvergießen dort bald nachlassen könnten. "Wir sind gesprächsbereit, aber wir werden unsere Operation fortsetzen", sagte Außenminister Sergej Lawrow. In einem Telefonat mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron drohte Putin nach Kreml-Angaben, weitere Forderungen an die Ukraine zu stellen. Zuallererst gehe es um die Demilitarisierung der Ukraine und deren neutralen Status.
 

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