Ukraine-Krieg:

Ukrainischer Außenminister fordert westliche Kampfflugzeuge

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Kuleba kritisiert die deutsche Zögerlichkeit bei Waffenlieferungen gegenüber ''Welt''. Er lobt die Vorreiterrolle Deutschlands bei Ukraine-Unterstützung in Europa gegenüber der ARD.

Berlin/Kiew (Kyjiw)/Moskau. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat während seines Deutschland-Besuchs die Lieferung westlicher Kampfjets und Raketenabwehrsysteme für die Verteidigung seines Landes gegen Russland gefordert. "Vergessen wir die sowjetischen Systeme, das ist vorbei", sagte er in einem Interview der deutschen Tageszeitung "Welt" von Donnerstag.

"Wenn dieser Krieg weiter andauert, werden die letzten Lagerbestände an sowjetischen Waffen bald aufgebraucht sein in den Ländern, die bereit sind, sie uns zu geben. Einige sind es schon jetzt." Die NATO-Staaten hatten bei den Waffenlieferungen in die Ukraine zunächst auf sowjetische Waffensysteme gesetzt, weil sie von den ukrainischen Soldaten leichter bedient werden könnten. Inzwischen werden aber auch immer mehr Waffen westlicher Bauart in das Kriegsgebiet geschickt.

Kuleba kritisierte erneut die deutsche Zögerlichkeit bei Waffenlieferungen. Er betonte, dass die von Deutschland zugesagten Gepard-Flugabwehrpanzer gar nicht von der Ukraine angefragt wurden. "Es stimmt, dass wir nicht um den Gepard gebeten hatten, ausschlaggebend für die Bundesregierung scheint eher gewesen zu sein, uns etwas zu geben, was sie selbst nicht braucht", sagte er. Er monierte auch, dass es zunächst keine Munition für den Gepard gegeben habe. "Erst etwas zuzustimmen, wonach wir nicht gebeten hatten, und dann festzustellen, dass das System gar nicht betrieben werden kann, wirft einige Fragen auf."

Kuleba: Sieben Panzerhaubitzen sei unzureichend

Auch die Lieferung von sieben deutschen Panzerhaubitzen 2000 - schwere, moderne Artilleriegeschütze - kritisierte Kuleba als unzureichend. "Zur selben Zeit, als diese Nachricht kam, erhielt ich die Nachricht aus einem sehr kleinen EU-Land, das uns ebenfalls sieben Stück desselben Systems geben wollte. Da stimmen die Dimensionen nicht, das sieht nicht gut aus." Die Gepard-Panzer und die Panzerhaubitzen sind bisher die einzigen schweren Waffen, die Deutschland der Ukraine zugesagt hat.

Gegenüber der ARD bezeichnete Kuleba Deutschland jedoch als führend in der Ukraine-Unterstützung in Europa. "Deutschland hat die Vorreiterrolle übernommen", sagte Kuleba am Donnerstag. Man sehe eine veränderte Haltung gegenüber Waffenlieferungen und in der Sanktionsdebatte. "Deutschland spielt die erste Geige in Europa." Bisherige Meinungsverschiedenheiten zwischen Kiew und Berlin spielte Kuleba herunter. Kuleba traf am Donnerstag in Berlin die Fraktionsführungen von SPD, Grünen, FDP und Union und nimmt am G7-Außenministertreffen in Wangels in Schleswig-Holstein teil. SPD-Chef Lars Klingbeil sprach sich dafür aus, der Ukraine den Status als EU-Beitrittskandidat zu verleihen. Der deutsche Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) startete in eine gemeinsame Pressekonferenz mit Kuleba in seinem Haus mit den Worten: "Herzlich willkommen im Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz und Unterstützung für die Ukraine."

Unterdessen brachte die deutsche Bundeswehr mit einem weiteren Evakuierungsflug kriegsverletzte Ukrainer aus Polen nach Deutschland. Das Spezialflugzeug A310 MedEvac der Luftwaffe landete am Donnerstag mit mehr als 20 Patienten an Bord auf dem Flughafen Frankfurt/Main, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Die Luftwaffe hatte die Ukrainer und mehrere Begleiter dem Flughafen der polnische Stadt Rzeszow - etwa 90 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt - an Bord genommen. Der A310 MedEvac ist die fliegende Intensivstation der Luftwaffe. Verletzte werden in der Luft von Sanitätssoldaten weiterbehandelt.

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