Die umkämpfte ukrainische Hafenstadt Mariupol gleicht nach Einschätzung von UNO-Nothilfekoordinator Martin Griffiths derzeit einem "Zentrum der Hölle".
"Seit mehr als fünf Wochen sind die Menschen in Mariupol schon in Kämpfe verwickelt", sagte Griffiths am Dienstag per Video vor dem UNO-Sicherheitsrat. "Es ist gut dokumentiert, dass Mariupol ein Zentrum der Hölle ist." In anderen ukrainischen Städten sei es nicht viel anders.
Wie Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk am Abend mitteilte, sind größere Evakuierungen in der Stadt am Asowschen Meer weiterhin unmöglich. Busse würden nicht ganz bis zu der umkämpften Hafenstadt durchkommen, berichtete sie im ukrainischen TV. Die ersten fast 80 Kilometer müssten die Menschen in Privatautos oder zu Fuß zurücklegen.
"Noch langer weg vor uns"
Griffiths berichtete dem Sicherheitsrat zudem von seinen ersten Versuchen für Friedensverhandlungen. Am Montag in Moskau habe er unter anderem mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow gesprochen und zahlreiche Vorschläge gemacht, so der UNO-Nothilfekoordinator. Seine Vorschläge seien entgegengenommen und ihm sei versprochen worden, dass sie ernsthaft untersucht würden. Man wolle in engem Kontakt bleiben. "Ich bin aus diesen Treffen mit der Überzeugung herausgekommen, dass wir noch einen sehr langen Weg vor uns haben, aber er muss gegangen werden und wir werden ihn gehen."
Am Mittwoch wolle er in die Ukraine reisen, um dort Gespräche zu führen, betonte Griffiths. UNO-Generalsekretär António Guterres hatte Griffiths zuvor damit beauftragt, die Möglichkeit eines "humanitären Waffenstillstands" im Ukraine-Krieg auszuloten.
Unterdessen wurde ein ausländisches Schiff unter der Flagge von Dominica nach ukrainischen Angaben im Hafen von Mariupol von einer russischen Rakete getroffen. "Das Schiff stand in Flammen, alle zwölf Besatzungsmitglieder wurden auf ein anderes Schiff gebracht", erklärte der stellvertretende Chef der ukrainischen See-Aufsicht, Viktor Wyschnow. Ein Seemann sei medizinisch behandelt worden.