Die Aussichten für den weiteren Verlauf des Krieges blieben daher ''ziemlich düster''.
Kiew (Kyjiw)/Moskau. Der russische Präsident Wladimir Putin will nach Erkenntnissen des US-Geheimdienstes weiterhin den Großteil der Ukraine einnehmen. "Wir schätzen Präsident Putin so ein, dass er im Grunde dieselben politischen Ziele verfolgt wie zuvor. Das heißt, den größten Teil der Ukraine einzunehmen", sagte die Direktorin des US-Geheimdienstes.
Die Aussichten für den weiteren Verlauf des Krieges blieben daher "ziemlich düster".
Kiew: Russische Truppen wollen Lyssytschansk einkesseln
Im Osten der Ukraine versuchen russische Truppen weiterhin, die strategisch wichtige Stadt Lyssytschansk einzukesseln. Das sei eine der Hauptanstrengungen des Feindes, teilte der ukrainische Generalstab am Mittwoch in seinem Lagebericht mit. Russische Truppen stehen bereits am Südrand der Stadt. Der britische Geheimdienst teilte unterdessen mit, dass der russische Raketenangriff auf ein Einkaufszentrum in Krementschuk mit mindestens 20 Toten ein Versehen gewesen sein könnte.
Es sei durchaus realistisch, dass die Attacke am Montag ein nahe gelegenes Infrastrukturziel habe treffen sollen, hieß es in einem am Mittwoch veröffentlichten Update des britischen Verteidigungsministeriums. Moskaus Angriffe mit Langstreckenraketen seien auch schon in der Vergangenheit ungenau gewesen, was zu einer hohen Zahl an zivilen Opfern geführt habe - etwa beim Beschuss des Bahnhofs in der Stadt Kramatorsk im April, hieß es weiter. Moskau sei bereit, "hohe Kollateralschäden" in Kauf zu nehmen. Da Russland einen Mangel an moderneren Präzisionswaffen und deutliche Schwächen bei der Planung seiner Ziele habe, müsse man durch weitere Angriffe mit weiteren zivilen Opfern rechnen.
Üblicherweise teilt London mit scharfen Worten gegen Russland aus. Diesmal steht die Einschätzung der Briten im Kontrast zu der des ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj. Dieser warf Russland in seiner täglichen Videobotschaft Terror vor und betonte, der Angriff gegen das Einkaufszentrum sei gezielt gewesen, um möglichst viele Menschen zu töten.
Kiew und Separatisten tauschen Gefangene aus
Prorussische Separatisten im Osten der Ukraine haben den Austausch von je 144 Gefangenen bekanntgegeben. Die entsprechende Zahl von Kämpfern der Volksrepublik Donezk und Russlands kehrten nun nach Hause zurück, erklärte der Leiter der selbst ernannten Republik, Denis Puschilin, am Mittwoch auf Telegram.
Es seien im Gegenzug 144 gefangen genommene Ukrainer an die Regierung in Kiew überstellt worden, die meisten davon verwundet. Das ukrainische Verteidigungsministerium in Kiew berichtete ebenfalls von 144 ukrainischen Soldaten, die wieder frei seien.
Unter den freigelassenen ukrainischen Soldaten sind nach Angaben aus Kiew auch 95 Kämpfer, die bis vor einigen Wochen das schwer umkämpfte Stahlwerk Azovstal in der mittlerweile von den Russen eroberten Hafenstadt Mariupol verteidigten. Wiederum 43 von ihnen sollen dem Regiment Asow angehören.