Ein enger Verbündeter könnte Putins Schwäche schonungslos ausnutzen und selbst nach der Macht greifen.
Der russische Präsident Wladimir Putin gerät immer weiter unter Druck. Militärisch läuft es weiterhin nicht nach Wunsch, die Teilmobilmachung löst nun auch Proteste in Russland aus. Hunderte Menschen wurden bereits Mittwochabend - am selben Tag hatte Putin die Teilmobilmachung beschlossen und der Welt mit Atomwaffen gedroht -bei Anti-Kriegs-und Anti-Putin-Demos festgenommen. In Moskau skandierten die Demonstranten "Russland ohne Putin!".
Nun könnte Putin auch Konkurrenz aus den eigenen Reihen bekommen. Mehrere Experten spekulierten, dass ausgerechnet der enge Kreml-Vertraute Jewgenij Prigoschin nach der Macht greifen soll. Der Chef der berüchtigten Söldner-Gruppe „Wagner“ könnte die Schwäche des russischen Präsidenten ausnutzen und sich selbst in Stellung bringen.
"Prigoschin riecht Blut"
Der 62-Jährige stammt wie Putin aus St. Petersburg (früher Leningrad) und hat den Kreml-Chef, der einst in der Stadtverwaltung von St. Petersburg arbeitete, oft in seinem Restaurant bewirtet – weshalb er den Beinamen "Putins Koch" trägt. Während Prigoschin für gewöhnlich im Hintergrund agiert, zeigte sich der Hardliner nun in zwei Videos als menschlicher Militär-Anführer. „Prigoschin veröffentlicht weiter Videos von sich in der Oberbefehlshaber-Rolle“, schreibt Geheimdienst-Experte Christo Grosew auf Twitter. „Wagner-Truppen würden jederzeit für ihn statt für Putin stimmen und es scheint mir, dass er Blut riecht“.
Anders Östlund von der Denkfabrik „CEPA“ könnte der Konflikt im Falle einer russischen Lage eskalieren. Prigoschin hat die Wagner-Gruppe und Putin die Nationalgarde. „Nach der Niederlage Russlands in der Ukraine könnte es ein interessantes Spiel werden“, so Östlund.
Jewgeni Prigoschin wird von den USA per Haftbefehl gesucht. Im Juli dieses Jahres hat das US-Außenministerium eine Belohnung von 10 Millionen Dollar für Informationen über Prigoschin ausgesetzt.