Wegen Militärfahrzeugen

Ukraine warnt: Erhöhte Strahlung in Tschernobyl

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 Nach der Eroberung des früheren Atomkraftwerks Tschernobyl in der Ukraine sichern russische Fallschirmjäger das Gelände.

Moskau/Washington/Kiew. Neben den russischen Soldaten seien auch Spezialisten eines ukrainischen Wachbataillons nach Absprache weiter im Einsatz, sagte ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums am Freitag. Es gebe keine Auffälligkeiten, die radioaktiven Werte seien normal, sagte er.

Hingegen teilte die zuständige ukrainische Behörde mit, sie messe deutlich erhöhte Strahlenwerte. Wegen der Lage und der Kämpfe sei es aber unmöglich, eine Begründung für diesen Anstieg zu erkennen. Zunächst hieß es, dies liege an den Bewegungen schwerer Militärfahrzeuge in dem Gebiet, durch die radioaktiver Staub aufgewirbelt worden sei. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) äußerte sich am Freitagvormittag zunächst nicht.

Tschernobyl strategisch wichtig

Russische Truppen hatten das Gebiet nach ukrainischen Angaben nach heftigen Gefechten eingenommen. Militärexperten zufolge spielt Tschernobyl eine wichtige Rolle beim Vormarsch russischer Truppen aus Belarus auf die ukrainische Hauptstadt Kiew. "Es ist der kürzeste Weg von A nach B", sagte James Acton von der Carnegie Stiftung für Internationalen Frieden. Eine Einnahme Tschernobyls sei für sich genommen militärisch nicht entscheidend, aber sie erleichtere den Marsch russischer Truppen auf Kiew, sagte auch Jack Keane, ehemaliger General der US-Armee.

Angst vor atomarem Unfall

Die nukleare Katastrophe von Tschernobyl zu Sowjet-Zeiten vom April 1986 gilt als einer der größten Katastrophen in der zivilen Nutzung der Atomkraft. Die Anlage liegt rund 108 Kilometer nördlich von Kiew. "Natürlich wäre ein Unfall in Tschernobyl eine große Sache", sagte Acton. Doch gehe eine weit größere Gefahr von Unfällen in den vier noch aktiven ukrainischen Atomkraftwerken aus. Die dort verwendeten Brennstäbe würden eine höhere Radioaktivität bergen als Tschernobyl. "Das Risiko von Kämpfen dort wäre signifikant höher", sagte der Experte.
 

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