Rechtspopulist Orbán überzeugt mit EU-Kritik und verspricht „Arbeit für alle“.
Es stellte sich nicht die Frage ob, sondern wie hoch er gewinnen würde. Am Sonntag waren rund acht Millionen Ungarn dazu aufgerufen, ihr Parlament zu wählen. Zwar stand zu Redaktionsschluss das Wahlergebnis noch nicht fest, der rechtskonservative Ministerpräsident Viktor Orbán (50) war aber in allen Umfragen der haushohe Favorit. Außenpolitikexperte Paul Lendvai ging im Gespräch mit ÖSTERREICH davon aus, dass Orbán „das Land weitere vier Jahre im Griff haben wird“.
Opposition hatte gegen Orbán keine Chance
Während Orbán mit der Zweidrittelmehrheit rechnen konnte, war die Opposition chancenlos. Dem Mitte-links-Bündnis wurden maximal 28 Prozent prognostiziert, der rechtsextremen Jobbik-Partei knapp über 20 Prozent.
Der Jurist Orbán verspricht in seiner dritten Amtsperiode „Arbeit für alle“, „eine Senkung der Energiepreise“ und „Unterstützung für Familien“. Auch mit der EU wird sich der Rechtspopulist wohl weiterhin anlegen. Er poltert stets gegen das „Brüsseler Imperium“.
Orban galt als "schwer erziehbar": Aufsässiger Polit-Rebell
Der 50-jährige Ministerpräsident gab schon in jungen Jahren den Ton an.
Historie. Sein starker Wille machte sich bereits als Jugendlicher bemerkbar. Viktor Orbán wuchs in bescheidenen Verhältnissen in einem Dorf 70 Kilometer südwestlich von Budapest auf. Schon damals galt er als „schwer erziehbar“. Als Jusstudent lehnte er sich gegen Staat und Kommunismus auf und gründete den Bund Junger Demokraten (Fidesz) mit – die erste unabhängige Jugendorganisation.
1998 saß Orbán erstmals am Schalthebel der Macht. Er positionierte sich klar im rechten Lager und übernahm mit 35 Jahren als jüngster Ministerpräsident die Regierungsgeschäfte.